85.400 Zuschauer
Angesichts der Kartenabsage aus Mailand reise ich mit sehr gemischten Gefühlen zu dem Spiel, das einer der Höhepunkte der Saison werden soll. Da sich erst am Sonntag zuvor die Fahrt geklärt hat, kann man mir leider nur noch negativ antworten. Ein Club wie der AC Milan beantwortet Kartenreservierungen allerdings innerhalb von ein paar Tagen - vermutlich hat man doch nicht ganz das internationale Renommee eines Chemnitzer FC, der das in mehr als einem Monat nicht vollbringt. Das führt dazu, daß ich ein Ticket erwerbe, daß sich im Nachhinein als ein Spiel aus einem Jahresabo entpuppt. Mit den Einzelkarten als Abo macht man es Schwarzmarkthändlern in Milano wirklich nicht allzu schwer, ihrer Tätigkeit nachzugehen.
So erweist sich Schwarzmarkt in Mailand dann als so üppig wie behauptet und es dauert nur Minuten, bis ich das besagte Ticket erworben habe. Vermutlich hätte es dafür nicht einmal der bezahlten 100.000 Lire (ca. 100 DM) bedurft, aber ich möchte schnell abschließen und kaufe beim ersten Händler, ohne vorher zu handeln, damit wir noch nach Parma können.
Die Stimmung ist wie erwartet absolute Weltklasse, vor der Partie zeigen beide Fanblöcke eine Choreographie, wobei ich die der Milanista natürlich nicht erkennen kann, stehe ich doch mitten dazwischen, denn meine Karte ist
erfreulicherweise für den Milan-Fanblock. Besser gesehen hat , dessen Foto von der Choreographie hier mit seiner freundlichen Genehmigung gezeigt wird.
In der Halbzeitpause gibt es dann noch Pyro aus nächster Nähe,
was nur mittels der Jacke als Atemmaske halbwegs zu ertragen ist. Der absolute Höhepunkt wäre es mit Sicherheit gewesen, wäre der AC in Führung gegangen. Da hat jedoch mein Glück ein Ende, Inter spielt überlegen und geht kurz vor der Pause verdientermaßen mit 1:0 in Führung, stürmt in der zweiten Hälfte weiter und gewinnt verdient. Der Anschlußtreffer für Milan ruft angesichts des späten Zeitpunkts (89. Minute) und der Tatsache, daß ein zweifelhafter Elfer her muß, um zu dem Tor zu führen, keine Jubelstürme mehr hervor.
Auffällig ist übrigens auch das Holzobjekt, das an eine der Knackwürste, die Flat Eric raucht erinnert und zwischen einigen Milanista in meinem Unfeld während des ganzen Spiels herumgeht. Der aromatische Geruch des Krauts läßt keinen Zweifel daran, daß es dazu angetan ist, den Schmerz über die Niederlage zu mildern.
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Das San-Siro-Stadion, das seit dem Tod des legendären Milan-Spielmachers Guiseppe Meazzo dessen Namen trägt, wird von vielen als das schönste Fußballstadion der Welt angesehen und steht von daher in einer Reihe mit Grounds wie Bernabeu und dem Ibrox Park. Auf jeden Fall ist es mit seinen spiralförmigen Aufgängen und seiner absoluten Symmetrie - der Ground sieht tatsächlich aus allen Richtungen gleich aus - die wohl ungewöhnlichste unter den genannten Arenen.
Links die Coreographie der Inter-Fans: Milan als Farm mit jedem einzelnen Spieler Tier im Stil einer
Karikatur. Bierhoff ist übrigens als Esel, Sevchenko als Gans zu sehen.
Unten noch ein Blick ins weite Rund und die Anzeigetafel, die den Inter-Sieg dokumentiert. |
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