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12.10.2002, Rosenaustadion, Regionalliga Süd |
FC Augsburg gegen Spielvereinigung Unterhaching ist ein bayerisches Derby, das es lange nicht mehr
unter Ligabedingungen gegeben hat. 1994/95 spielten beide Teams in der damaligen Regionalliga Süd, am Ende dieser Spielzeit verabschiedeten sich die Münchener Vorstädter in den Profifußball und dort blieben sie bekanntlich bis zum letzten Jahr. Als sportlicher Absteiger durfte man sich dann noch Hoffnungen machen, durch einen Lizenzentzug in der 2. Liga zu bleiben, doch nachdem sich das zerschlagen hat, ist jetzt Regionalliga angesagt. Der FC Augsburg hat seinen eigenen Aufstieg in diese Spielklasse, die man bei der Reduzierung dieser Spielklasse auf zwei Staffeln nur durch Lizenzverweigerung verfehlt hatte, genau so getimet, daß die Partie nach wie beschrieben achtjähriger Unterbrechung wieder zustandekommt. Und die Randbedingungen versprechen viel! Unterhaching kommt als Tabellenführer ins Rosenau-Stadion und will offensichtlich den Abstieg kurzfristig korrigieren, während Augsburg auf einem für einen Aufsteiger beachtlichen siebten Rang zu finden ist und vor allem zuletzt überzeugen konnte. Dieses Jahr haben die Augsburger als Etablierungsjahr im Regionalliga-Fußball eingeplant, aber innerhalb von zwei Jahren wollen auch sie wieder in der zweiten Liga sein, wo sie vor guten 20 Jahren bereits waren.
Es entwickelt sich eine ganz muntere Partie mit eindeutigen Vorteilen bei den Hausherren, die in der
12. Minute mit 1:0 in Führung gehen, als der Hachinger Versuch einer Abseitsfalle mißglückt und einen freistehenden Augsburger Stürmer vor dem Tor ergibt, der sich diese Chance nicht nehmen läßt, seine Farben in Führung zu bringen. Bis zur Pause stürmt Augsburg munter weiter und kommt immer wieder mal zu Chancen, wobei vor allem der quirlige Coulibaly immer wieder zu gefallen weiß. Da es jedoch nicht zu weiteren Treffern kommt, kann Unterhaching im Laufe des zweiten Abschnitts noch mal zulegen und gegen die offensichtlich körperlich stark nachlassenden Augsburger auf den Ausgleich drängen. Die Rot-Grünen stemmen sich jedoch mit aller Kraft gegen das Ausgleichstor und haben damit schließlich Glück, wobei sie sogar noch die Möglichkeit auslassen, im Konter das vorentscheidende 2:0 zu erzielen. Letztendlich ist es ein verdienter Sieg der Heimmannschaft, auch wenn die Unterhachinger für sich reklamieren mögen, nach der recht ansehnlichen letzten halben Stunde der Partie eigentlich ein Remis verdient zu haben. Die SpVgg beklagt übrigens mit dieser Niederlage das Ende einer Serie, in deren Verlauf sie seit immerhin 11 Partien ungeschlagen geblieben war.
Die Resonanz der Partie ist für ein derartiges Spitzenspiel, bei dem die Kontrahenten aus nicht
mal 80 Kilometer voneinander entfernten Städten stammen, äußerst enttäuschend. Es ist zu erkennen, daß die SpVgg Unterhaching halt trotz der kurzen Stippvisite in der Bundesliga über wenig Tradition verfügt - wohl auch daran zu sehen, daß die Mehrheit der in Fanpagelisten wie bei Stadionwelt zu findenden Verweise inzwischen nicht mehr im Netz oder seit Jahren nicht mehr aktualisiert sind - und daß der FC Augsburg erst dabei ist, sich eine neue Fanszene aufzubauen. So heißt es auch im Stadionheft, daß man noch nicht erwarten könnte, daß regelmäßig über 5000 Zuschauer zu einem Spiel kämen. Immerhin bilden die Fans beider Teams einen jeweiligen Fanblock - die der Hausherren auf der Gegengeraden, die der Gäste in einem wie ja in der Regionalliga vorgeschrieben abgetrennten Bereich einer Kurve mit separatem Eingang. In der Anfangsphase zeigen sich die beiden Gruppen als durchaus sangesfreudig, nachdem sie zum Intro zahlreiche Fahnen und Doppelhalter präsentiert haben, später verfolgen sie das Spiel zum Großteil eher ruhig. Momentan ist schwer vorstellbar, daß einer der heutigen Gegner von der Fanszene her eine Bereicherung der 2. Liga darstellen könnte.
Eine wirklich beeindruckende Anlage ist dagegen das Rosenaustadion. Es verfügt auf einer
Längsseite über eine mächtige Tribüne mit Holzsitzen, die ein wenig an Schulzimmer erinnern, und im mittleren Bereich der Gegenseite über drei Blöcke mit unüberdachten Sitzplätzen in Form von grünen Plastiksitzen. Dazu kommt ein Oval aus hoch aufgeschossenen Traversen, das offensichtlich dadurch etwas unsymmetrisch geworden ist, daß man das Stadion in einen natürlichen Hang hineingebaut hat. So ist die Stehplatztribüne freistehend, die Stufen schließen jeweils mit dem umgebenden Gelände ab und hinter der Gegengeraden ist - jenseits des Zaunes - noch ein Nebenplatz gelegen. Überragt wird die Anlage von exakt senkrecht stehenden Flutlichtmasten, die mit jeweils zwei Reihen von Strahlern auskommen. Hinter den Gästefans ist eine altmodische Anzeigetafel postiert, auf der der aktuelle Stand per Stecktafel, die Spielzeit aber immerhin per digitaler Uhr angezeigt wird. Auch wenn man durch die Laufbahn recht weit vom Platz entfernt ist, muß man das Rosenaustadion als beeindruckende Anlage bezeichnen, die sicherlich noch beeindruckender wäre, würde man einmal wieder zu einem Besuch in der Nähe der Gesamtkapazität von 32500 kommen, so daß nicht blockweise Stehplätze freibleiben würden.
Früher gab es solches Potential: Immerhin hat der FCA vor den Umbauten hier vor 42000 Zuschauern gegen den 1. FC Nürnberg gespielt - das war allerdings 1974. Noch ein paar Jahre eher, nämlich 1952, konnten dank zusätzlicher Stahlrohrtribünen 64856 Zuschauer einen Rekord aufstellen, der wohl auf ewig bestehen bleiben wird. Damals gewann im Rosenaustadion Deutschland mit 4:1 gegen die Schweiz, wobei acht Spieler auf dem Platz standen, die zwei Jahre später in Bern Weltmeister werden sollten. Erwähnenswert ist übrigens auch noch, daß die Anlage 1951 aus Trümmerschutt des 2. Weltkrieges erbaute wurde, den die Stadtbauverwaltung mehr oder weniger heimlich in das Areal hatte verbringen lassen. So konnte die Anlage quasi als Schwarzbau für auch damals sehr günstige 1,8 Millionen Mark errichtet werden und bis zur Errichtung des Münchener Olympiastadions 1972 sportliche Landeshauptstadt bleiben. Zu Länderspielen und -kämpfen kommt München ins Augsburger Rosenaustadion ließ dann auch 1961 der damalige Sportchef der Süddeutschen Zeitung, Ludwig Koppenwallner, drucken.
Ein Teil der Informationen in diesem Bericht stammt aus dem Buch: |