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Stahl Eisenhüttenstadt |
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21.09.2002, Stadion der Hüttenwerker, Oberliga Nordost Nord |
Eisenhüttenstadt ist eine recht junge Stadt, die erst 1961 durch die Zusammenfassung des 1950 samt Barackenstadt
errichteten Hüttenkombinats Stalinstadt und der auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Gemeinde Fürstenberg - heute der historische Stadtkern - gebildet wurde, wobei man gleich den Namen des inzwischen in Ungnade gefallenen Diktators loswurde. Die wirtschaftlichen Verwerfungen der Wendezeit scheint man hier vergleichsweise gut überstanden zu haben, so wurden in den letzten fünf Jahren ein Warmwalzwerk und ein Umspannwerk in Betrieb genommen. Fußballerisch hat man die Wende in Ostbrandenburg nicht ganz so gut verkraftet, denn der Eisenhütter FC Stahl - Nachfolger der BSG Stahl - spielt heute in der Amateur-Oberliga. Auch im DDR-Fußball war man nie eine wirklich große Nummer, aber immerhin konnten die Ostbrandenburger zweimal - 1969 und 1989 - in die damals erstklassige Oberliga aufsteigen und schafften es 1990 auch gleich ins FDGB-Pokal-Finale. Das ging zwar 0:1 verloren, da aber der Pokalsieger Hansa Rostock auch Meister geworden war, folgte der Höhepunkt des Fußballs in Eisenhüttenstadt in Form der Teilnahme am Europapokal der Pokalsieger, die jedoch nach der ersten Runde und zwei Niederlagen (1:2 und 0:3) gegen Galatasaray ein schnelles Ende hatte. Damit ist man dem heutigen Gegner Eintracht Oranienburg an Tradition weit überlegen, der erst gerade aus der Verbandsliga aufgestiegen ist, die besten Spieler aber nicht halten konnte und so froh sein dürfte, wenn es irgendwie zum Klassenerhalt reichen würde. Danach sieht es aber nach sechs Niederlagen zum Saisonauftakt, in denen es zu gerade mal zwei Toren für die Eintracht reichte, nicht unbedingt aus - es wird wohl bei einer einjährigen Stippvisite in der Oberliga bleiben.
Die Wende zum Guten läßt für die Oranienburger auch heute auf sich warten. Bis zur
Halbzeit können die Gäste noch hoffen, zwar ist der EFC überlegen, aber beeindruckend ist auch die Leistung der Gastgeber trotz 1:0-Vorsprung nicht, obwohl es doch noch im Spielmagazin geheißen hatte, daß alles andere als ein klarer Sieg am heutigen Tag nicht geeignet wäre, die ohnehin schon kleine Fanschar an das Team zu binden. Diese Erkenntnis scheint sich in der zweiten Hälfte dann auch in der Mannschaft durchgesetzt zu haben, die jetzt engagierter vorgeht und zu zahlreichen Chancen kommt. Dennoch kommt es nur zu zwei weiteren Treffern - davon einen per Foulelfmeter erzielt. Letztendlich dürften die EFC-Anhänger dann aber doch mit ihrem Team versöhnt sein, war doch das Auftreten in der zweiten Hälfte durchaus ansehnlich und vielleicht hat man sich das Toreschießen ja letztendlich nur für wehrhaftere Gegner aufgehoben. Obwohl noch zwei verletzte Spieler, die im Vorjahr maßgeblich am Aufstieg beteiligt waren, in den Kader von Oranienburg zurückkehren sollen - zwei weitere hat man an Ligakonkurrenten verloren - wäre es wohl nicht ganz verfehlt, wenn man bei der Eintracht den Aufstieg als eine Art Bildungsurlaub in der höheren Klasse verstehen und sofort wieder für die Verbandsliga planen würde.
Die Fans kommen nicht gerade in Strömen ins Stadion der Hüttenwerker und auch am heutigen Tag
sind es nur etwa 150, die den Weg in die Spielstätte gefunden haben. Die EFC-Fans bilden einen kleinen Block auf der Gegengeraden, während die Eintracht überhaupt keinen sichtbaren Support im Gepäck hat - allerdings stellt sich bei Halbzeit ein Besucher im Gespräch als Anhänger der Oranienburger heraus. Allerdings ist bis auf eine kleine Rauchanlage und einen Temperamentsausbruch in Form von rhythmischem Klatschen von den Heimfans außer der bloßen Tatsache ihrer Anwesenheit auch nicht allzuviel wahrzunehmen. Vielleicht sollte man mal ein Spiel der nach korrespondierenden Aussagen beider Seiten befreundeten Fans vom Altonaer FC 93 besuchen, um sich von der dortigen Stimmung anstecken zu lassen.
Was den schlechten Besuch im Stadion der Hüttenwerker um so bedauerlicher erscheinen
läßt, ist die Tatsache, daß es sich um eine wirklich schöne Anlage handelt. Oberflächlich betrachtet unterscheidet sie zwar nicht so viel von zahlreichen anderen Spielstätten, handelt es sich doch um eine typische Mehrzweckanlage mit Laufbahn, die auf einer Längsseite eine kleine Sitzplatztribüne aufweist und auf der gegenüberliegenden Seite komplett mit unüberdachten Sitzen bestückt ist, während man in den Kurven Stufen vorfindet, von denen eine Seite als Gästeblock abgeteilt werden kann. Die Besonderheiten liegen im Detail, sind aber durchaus bemerkenswert. So besteht die Bestuhlung auf der Gegengeraden aus schwarzen Schalen mit offenen Rückenlehnen, die in dieser Form ziemlich selten - wenn nicht gar einzigartig - zu sein scheinen, während die Haupttribüne mit eher standardmäßigen Plastikschalen in den immer wieder gerne genommenen Farben erbsengrün und gelb bestückt ist, die man wohl der Einfachheit halber direkt auf die Holzbänke geschraubt hat, auf denen die Zuschauer vorher Platz nahmen. Dafür beeindruckt diese Haupttribüne mit ihrem sonstigen Design und das dürfte mit Sicherheit einzigartig sein. Vorne stützt sich der Bau auf einem gemauerten Fundament ab, in das auch die Unterstände für die Trainerbänke integriert sind, nach hinten steht es auf massiven Stahlstelzen und betreten wird es über Stahltreppen auf beiden Seiten, von denen eine heute gesperrt ist, was eine Tribüne ergibt, unter der man komplett durchgehen kann. Und noch ein Detail ist erwähnenswert, nämlich die teilweise schmiedeeiserne und kunstvoll verzierte Abgrenzung zwischen Tribünen und Platz - offensichtlich fühlte man sich beim Design der Anlage der Tradition seiner Heimatstadt als Eisen- und Stahlstadt verpflichtet.
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