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Initiative Violett Weiss Ultras Salzburg |
24.07.2005, Fill Metallbau Stadion, Bundesliga |
Der SV Ried hat im vergangenen Jahr im zweiten Anlauf den Wiederaufstieg in die Bundesliga geschafft,
nachdem man 2003 mit nur einem Punkt Rückstand den Gang in die Zweitklassigkeit hatte antreten müssen. Jetzt geht es erstmal drum, sich in der Liga zu etablieren, spannender ist jedoch die Lage bei dem Verein, der heute als Red Bull Salzburg nach Ried kommt. Es handelt sich dabei um den Traditionsclub, der bis letztes Jahr SV Austria Salzburg hieß, aber finanziell und sportlich ins Schlingern kam und schließlich vom Red Bull Konzern gerettet zu werden. Wenn man das Rettung nennen kann, denn den meisten Austria-FAns kommt es eher so vor, als habe der Arzt den Patienten ermorder und stattdessen seinen Sohn ins Krankenbett gelegt, um das jetzt als Wunderheilung zu verkaufen. In einem Land, wo man es gewohnt ist, daß Sponsoren ihre Namen in Vereinsbezeichnung und - log integrieren, hat Red Bull die alte Bezeichnung SV Austria gleich ganz über Bord geworfen und nicht nur die. Das Logo bezieht sich nur noch auf den Konzern und selbst die lila-weißen Vereinsfarben der Austria wurden über Bord geworfen. Diese Politik zieht man rücksichtslos durch, obwohl die Forderungen der Fans sehr moderat klingen, denn die verlangen, daß SV Austria wieder Bestandteil des Vereinsnamens wird, ohne daß Red Bull rausfliegen müßte, und, daß in einem Heimdreß gespielt werden soll, in dem die Farben weiß und violett überwiegen, während man die farblich Gestaltung des Auswärtsdresses offen läßt und dem Red-Bull-Unternehmen damit goldene Brücken zu einem Kompromiß baut.
Zumindest sportlich soll es beim letztjährigen Abstiegskandidaten aufwärtsgehen und dafür hat der Red
Bull Konzern einiges an Geld springen lassen. So wurde Franz Beckenbauer als Berater eingekauft und der scheint in der Abstellkammer von Bayern München nach vergessenen Inventarstücken gestochert zu haben, so daß jetzt auch Spieler wie Thomas Linke oder Alexander Zickler das Leibchen des Firmenclubs überstreifen. So recht will das am heutigen Tag freilich keine Früchte tragen. Vielleicht ist auch das Team von den Geschehnissen im Umfeld verunsichert, jedenfalls kommt man in Ried - woran es auch immer liegen mag - nicht auf den sprichwörtlichen grünen Zweig. In der ersten Hälfte haben die Gäste zwar leichte Vorteile, gehen aber nach einem schönen Heber mit einem 0:1-Rückstand in die Pause und im zweiten Abschnitt kommt man dann arg unter die Räder. Man will zwar einen Sturmlauf starten, läßt dabei aber die Absicherung außer acht und so geht der Schuß nach hinten los und die verhinderten Veilchen laufen dem SV Ried ins Messer, so daß es am Ende zu einer deftigen Niederlage kommt.
Beim Support der Salzburger geht verständlicherweise fast ausschließlich um die Tradition des Clubs und
so überwiegen Sprechchöre wie "Wir singen nur für violett!" oder "Weiß und violett, Salzburg ist komplett!". Auch mit Transparenten machen die Fans auf ihre Kritik aufmerksam, was im Stadion Salzburg angeblich unterbunden wird und so heißt es unter anderem in Anspielung auf den Salzburger Red-Bull-Geschäftsführer Wiebach "Tradition geht den (Wie)Bach runter" oder man reagiert auf Franz Beckenbauers Aussage, die Farbe des Dresses sei egal1 mit "Auch ein Kaiser redet manchmal Schmarrn". Die wenigen Salzburger im Red-Bull-Dress, die den Weg in den Gästeblock gefunden haben, werden weitgehend unbehelligt gelassen, allerdings steigt mehrmals kurz vor ihren Füßen schwarzer Rauch auf, bis sie in der zweiten Hälfte unter lauten Rufen "Bullen raus" den Block verlassen und als ein Red-Bull-Trkot-Träger neben dem Gästblock aufsteht und provoziert, fliegen auch ein paar Becher.
Nach symbolträchigen 19 Minuten und 33 Sekunden - 1933 ist das Gründungsjahr des SV Austria - erzwingen
die Salzburger mit Pyro-Würfen eine Spielunterbrechung, was wohl im Nachhinein zumindest taktisch nicht klug ist, da der Salzburger Verein in der kommenden Woche mit zahlreichen Stadionverboten reagieren soll, dabei aber auch Leute trifft, die gar nicht in Ried waren und in einem Fall sogar der Mutter eines Dauerkartenbesitzers, der über sie sein Ticket gekauft hat, ein Hausverbot erteilen, obwohl die noch nie ein Fußballstadion von innen gesehen haben soll. Inzwischen entschuldigt man sich allerdings beim Verein für einen internen Fehler, aufgrund dessen man Stadionverbote gegen Fans ausgesprochen habe, die in keiner Weise mit der radikalen Fan-Szene in Verbindung gebracht werden können. Ob das eine zukünftig kompromißbereite Linie von Verein und Konzern andeutet, mag freilich bezweifelt werden - es geht wohl eher um eine Spaltung des Widerstands gegen die feindliche Übernahme der Austria. Solidarität gibt es übrigens von den Heimfans, die ein Transparent präsentieren, auf dem zu lesen ist "Show macht nur Idioten froh - Nie mehr Red Bull Whiskey". Weitere Solidaritätsbekundungen erreichen die Salzburger Violetten übrigens zur Zeit aus ganz Österreich auch von eher verfeideten Teams und sogar über die Grenzen des Landes hinaus ("Red Bull verdient Prügel und stärkt die Solidarität" beim Züricher Derby) und man darf gespannt sein, ob und in welcher Form, beim Auftakt der deutschen Bundesliga Unterstützung von den Rängen bekundet werden wird.
Bis 2003 hat der SV Ried seine Heimspiele im Stadion der Stadt ausgetragen, das zwar mit seiner charismatischen Haupttribüne gefallen
konnte, aber alle Nachteile einer Mehrzweckanlage aufwies und zusätzlich keinen Ausbau hinter den Toren hatte, was zu einer für
einen erstligisten lächerlichen Kapazität von 1500 Plätzen führte. Danach zog man ins Messegelände um, wo man seither im heutigen Fill Metallbau Stadion spielt. Hier finden 7800 Zuschauer überdachte Plätze, die in diesem reinen Fußballstadion dicht am Spielfeld sind und so für eine gute Atmsophäre sorgen können. Somit bietet die Anlage alle Vorteile eines modernen Stadions, allerdings kommen hier auch die typischen Nachteile der eher auf preiswerten Bau konzipierten Stadionversionen hinzu. Von außen sieht der Ground fast wie eine der umliegenden Messehallen aus und auf im inneren gibt es wenig, was ihm Charakter verleichen könnte, so daß er letzendlich allzu austauschbar und seelenlos geraten ist. Positiv muß allerdings noch vermerkt werden, daß sich die Fangruppen hinter den Toren gegenüber stehen - die Gästefans zur linken Seite verschoben, was allerdings schon von daher kaum anders geht, daß es keine Plätze in den Diagonalen gibt.
1Originalton Beckenbauer: "Es ist egal ob man in lila, blau, grün, gelb oder was auch immer spielt, das einzig Wichtige ist, dass die Mannschaft erfolgreich spielt"
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