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Ghana |
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20.01.2008, Ohene Djan Sports Stadium Accra, African Cup of Nations 2008 |
Der 26. Africa Cup of Nations (ANC) wird im Januar 2008 in Ghana veranstaltet und der Auftrag an das Heimteam ist
unmißverständlich: Host to win hat man in Ghana ausgegeben - also Gastgeben, um zu gewinnen - und damit
möchte man es den Mannschaften von Ägypten und Tunesien gleichtun, die bei den letzten beiden Endrunden ihren Heimvorteil
nutzen konnten. Die erfolgreiche Teilnahme des Landes an der WM-Endrunde 2006 in Deutschland, wo man das hoch eingeschätzte
Tschechien in der Vorrunde ausschalten konnte und dann unglücklich gegen Brasilien verlor, ist noch in allzu guter Erinnerung und
so ist die Euphorie groß. Guinea ist ein gefährlicher Gegner, so liest man in den Zeitungen Ghanas, doch die Tips für das Spiel
lauten 4:0 oder 4:1 und das, obwohl die Gastgeber auf Platz 43 in der Weltrangliste deutlich schlechter plaziert sind als der heutige
Konkurrent auf Platz 33 (afrikaintern 8 und 3). Auch die Tatsache, daß mit Marokko ein weiterer schwerer Brocken auf die Westafrikaner
wartet (Weltrangliste 39 / Afrikarangliste 6), kann die Euphorie in Ghana nicht bremsen, wo sich fast jeder, den man fragt, sicher ist,
daß der Cup im Land bleiben wird, womit man zu Ägypten aufschließen würde, das mit 5 gewonnen Afrikapokalen erfolgreicher im Wettbewerb
war als jedes andere Land.
Im ausverkauften Nationalstadion Accra ist den Hausherren der Druck anzumerken, der auf ihren Schultern lastet. Zwar bestimmen die
Black Stars (in Afrika ist es üblich, den Nationalmannschaften Spitznamen zu geben, die in der Presse als Synonym zum Landesnamen verwendet werden) das Spiel eindeutig und man kommt auch zu zahlreichen Torchancen, aber dann versagen die Nerven und so bleibt es lange beim torlosen Spielstand, bis Asamoah Gyan einen Foulelfmeter zum 1:0 für Ghana nutzen kann. Dieses Geschenk des Schiedsrichters - die Aktion von Oumar Kalabane gegen Junior Agogo war weder im Strafraum gewesen, noch hatte es sich um ein Foul gehandelt - bringt nur kurz Ruhe in die Aktionen der Gastgeber, denn zehn Minuten später
gelingt den zuvor erschreckend harmlosen Syli Nationale ("Nationale Elefanten") aus Guinea mit einem Kopfball der Ausgleich, der von der Latte aus kommend Ghana-Goalie Kingston trifft und von dort aus ins Tor prallt. Die Hausherren versuchen in der Folge alles, um noch zum Sieg zu kommen, aber
die Bemühungen scheinen vergeblich zu sein, bis Sulley Montari in der Nachspielzeit alle Verzweiflung in einen Schuß legt, der aus 20 Metern unhaltbar einschlägt und doch noch für den Siegtreffer zugunsten der Hausherren sorgt.
Vor dem Spiel gibt es noch die Eröffnungfeier, bei der unter anderem Ghanas Präsident John Agyekum Kufuor spricht und es eine Show mit traditioneller
ghanaischer Folkore gibt. Die Embleme der teilnehmenden Fußballverbände sind in Form großer Schirme, die über den Platz getragen werden, auch vorhanden und dazu gibt es aus kleineren Schirmen eine Choreographie, bei der unter anderem die Zeichen des Afrikanischen Fußballverbandes und des Nationalverbandes Ghana dargstellt werden, was freilich nur von der Haupttribüne aus richtig zu erkennen ist. Dazu kommt noch etwas Feuerwerk, das die gelungene und stimmungsvolle Veranstaltung abrundet. In der Folge gibt es ständig Support für beide Teams, wobei man sich afrikatypisch meistens auf Trommeln und Tanzen beschränkt. Richtig ab geht es fast während der ganzen Zeit in einem Block, wo ghanaische Fans mit großen gelben Händen (mit Sponsorenlogo) synchrone Tänze aufführen, und es liegt die Vermutung nahe, daß das in irgend einer Form von eben diesem Sponsoren gesteuert wird. Nach dem Ausgleich sind die Fans aus dem nahegelegenen Guinea obenauf und führen vor der Tribüne eine Polonaise auf, bei der der das Team symbolisierende Elefant auf der Schulter eines Fans (natürlich als Stoffigur) persönlich dabei ist. Als es doch noch zum Siegtreffer kommt, ist der Jubel bei den natürlich in großer Überzahl befindlichen Fans aus Ghana grenzenlos und der Treffer wird überraschenderweise vor allem mit dem Verspritzen von Wasser aus diversen Flaschen und Tüten begangen.
Das Ohene Djan Sports Stadium ist in Ghanas Hauptstadt Accra zu finden, wo es im Stadtteil OSU direkt in umittelbarer Nähe des Unabhängigkeitsplatzes
neben seinem großen Monument gelegen ist. Es wurde zum Turnier zu einer hochmodernen Anlage ausgebaut, die etwas über 40000 Sitzplätze zu bieten hat,
die sich über eine freistehende zweistöckige Tribüne sowie zusammengebaute Hintertortribünen und Gegenseite verteilen, die ebenfalls zweistöckig gehalten sind. Die Oberränge der ovalen Schüssel mit Laufbahn sind komplett mit orangen Sitzschalen versehen, während die Unterränge über gelbe Sitze verfügen, so daß sich zwei deutlich abgesetzte Ringe ergeben. Eine Überdachung gibt es auch im Nationalstadion Ghanas, die ist jedoch auf den Oberrang der Haupttribüne beschränkt. In einem Hintertorbereich ist noch eine Multimediaanzeigetafel zu finden, auf die man das Spiel live überträgt. Bis 2004 hörte die Anlage übrigens auf den schlichten Namen Accra Sports Stadium, bevor sie nach dem ersten Sportchef des unabhängigen Ghanas benannt wurde, der unter anderem 1958 die nationale Fußballiga ins Leben gerufen hat. Unter seinem alten Namen ist der Platz untrennbar mit einer der größten Katastrophen im afrikanischen Fußball verbunde, als 2001 bei einem Spiel zwischen den Teams Hearts of Oak und Asante Kotoko Tränengas gegen Randalierer eingesetzt wurde, was eine Panik auslöste, bei der 127 Menschen zu Tode getrampelt wurden. Ein solches Disaster wie dieser als Accra Sports Stadium Disaster in die Geschichte eingegangene Vorfall wäre freilich in der neuen Anlage sicherlich nicht mehr denkbar.
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