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LR Ahlen (A) |
Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen eV Videotext WDR: Verbandsliga Westfalen 1 |
Nicht offiziell |
04.04.2003, Wersestadion (Kunstrasen), Verbandsliga Westfalen 1 |
Die Historie des LR Ahlen sollte den meisten Fußballfans in den Grundzügen bekannt sein. Es handelt
sich um eine Cinderella-Geschichte, die den Kreisliga-Club TuS Ahlen, beflügelt von den finanziellen Zuwendungen des zielstrebigen Sponsors Helmut Spikker, zunächst in die Regionalliga und 1996 in eine Fusion mit dem Lokalrivalen SuS Blau-Weiß Ahlen zum heutigen Namen Leichtahletik Rasensport Ahlen brachte, dessen Abkürzung LR zufällig mit dem Namen von Spikkers Parfümkonzern übereinstimmt. Die Regionalliga sollte aber ebenalls nur eine Etappe auf dem Weg des LR sein und das Jahr 2000 brachte den Münsterländern den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Inzwischen ist man dabei, den Unterbau in Form der 2. Mannschaft im höheren Amateurfußball zu etablieren und ungeachtet der Probleme der LRA-Profis, die in der 2. Liga um den Klassenerhalt kämpfen, hat sich die zweite Mannschaft in dieser Spielzeit eine Erfolgsgeschichte geschrieben und ganze 19 Punkte Vorsprung vor dem Tabellenzweiten Emsdetten 05 herausgearbeitet, so daß der Aufstieg in die Oberliga Westfalen bereits fest steht und in den nächsten Wochen auch die letzten rechnerischen Planspiele unmöglich werden sollten, die zu einem anderen Ausgang der Saison führen.
Am heutigen Spieltag tun sich die Hausherren trotz ihrer bisherigen Dominanz in der Spielklasse sehr
schwer gegen einen SC Paderborn 07, für den es in der Saison voraussichtlich um keine existenziellere Frage mehr gehen wird, als ob man auf Platz 6 oder 11 oder irgendwo dazwischen in der Abschlußtabelle geführt werden wird. Die Hausherren sind zwar über den gesamten Spielverlauf überlegen, aber der SCP kommt durchaus auch zu seinen Torchancen, hat seinen klar besten Spieler allerdings im Torhüter, der lange Zeit der Matchwinner für die Gäste zu werden scheint und sich mit Leistungen wie der heutigen sicherlich über kurz oder lang für die erste Mannschaft der Ostwestfalen empfehlen wird, die bei 5 Punkten Rückstand immerhin noch Außenseiterchancen hat, den Aufstieg in die 2. Liga zu erreichen. Mit spektakulären Aktionen verteidigt der Goalie die frühe Führung des SC, bis er am Ende bei einem Elfmeter keine Abwehrchance mehr hat. Die Ahlener haben sich inzwischen auf ihre Schauspielkünste besonnen und der dritte Versuch - wobei zugegebenermaßen schwer zu sehen ist, ob nicht doch ein Foul vorlag, aber die beiden Versuche zuvor belegen zumindest, daß man den Elfer unbedingt haben will - bringt den erwünschten Erfolg samt Ausgleichstreffer, wenn auch letzteren erst im Nachschuß. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf, der LR Ahlen II erzielt noch den sicherlich schön herausgespielten Siegtreffer, so daß der Vorsprung jetzt 22 Punkte beträgt und der Tag der Aufstiegsfeier wieder etwas näher rückt, auch wenn die Verfolger im weiteren Verlauf des Spieltages noch nachrücken sollten.
Bezogen auf die Zuschauerresonanz befindet man sich in Ahlen im falschen Märchen, denn statt
Aschenputtel scheint in dieser Disziplin die rollenvertauschte Version von Dornröschen aufgeführt zu werden, in der der Prinz - hier gespielt durch das Publikum - drauf wartet, vom Dornröschen - gespielt durch den LR Ahlen - wachgeküßt zu werden. Mit einem Zuschauerschnitt von knapp 8000 belegen die Münsterländer hier bereits jetzt einen Abstiegsplatz und als besonders begeisterungsfähig haben sich die Anhänger des Teams auch eher selten erwiesen. Es ist wohl kaum ein Wunder, daß so etwas auch auf die Nachwuchskicker der Münsterländer durchschlägt, so daß sich gerade mal 100 Zuschauer, davon ein gutes Dutzend bekennende Fans - im Trikot des LRA erhält man übrigens freien Eintritt - zu der Partie eingefunden haben. Immerhin versucht man sich gelegentlich mal in Gesängen, ansonsten bleibt es ruhig. Gästefans sind auch auszumachen, einer trägt sogar einen Schal des SC Paderborn und zwei weitere verlassen die Partie kurz vor Ende mit grimmigen Gesichtern. Insgesamt kann man wohl sagen, daß die Resonanz bei der heutigen Partie den Erwartungen entsprochen hat, denn mit mehr war nun wirklich nicht zu rechnen.
Die Amateure des LR Ahlen sind nach wenigen Spielen in der laufenden Saison von ihrem damaligen
Spielort, der Südenkampfbahn, in der früher der SuS BW spielte, auf den Nebenplatz des Wersestadions umgezogen, das bis 1999 übrigens unter dem Namen Glückauf-Kampfbahn firmierte und passend zu seinem Namen direkt am Werseufer liegt - was wohl bekannt ist, seit es vor ein paar Jahren mal wegen Überflutung zu einer Spielverlegung kam. Der Nebenplatz verfügt über eine augenscheinlich recht neue Kunstrasendecke, sechs Flutlichtstrahler, die einen mickrigen Eindruck machen, ihre Arbeit aber ganz ordentlich tun, und einem Graswall auf einer Längsseite sowie rundum begehbaren Seiten. Betreten wird der Platz durch das Gebäude, in dem auch die Geschäftsstelle des Teams untergebracht ist, und direkt neben der einen Längsseite findet sich ein Begrenzungszaun zum Hauptstadion. Sollte man im kommenden Jahr weiterhin auf diesem Platz kicken, wird man sich wohl mit der 2. Mannschaft von Wattenscheid 09 ein heißes Duell in der Frage liefern, wer die tristeste Spielstätte der Oberliga Westfalen zu bieten hat.
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