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20.04.2008, Preußen-Stadion, Oberliga Nordost-Nord |
Beim heutigen Treffen zwischen dem Berliner FC Preußen und Türkiyemspor Berlin geht es nur noch für die Gäste
um was, denn die Gastgeber haben auch als Drittletzter mit nur zehn Punkten keine Sorge um den Klassenerhalt, da es nur einen Abstiegsplatz aus der Liga gibt und der durch den Rückzug aus dem Spielbetrieb fest von Yesilyurt Berlin gebucht ist. Der Berliner FC Preußen ist 1894 unter dem Namen Berliner FC Friedrich Wilhelm gegründet worden und hat bereits ein Jahr später den noch heute gültigen Namen angenommen. Nachdem man vor dem 2. Weltkrieg fast durchgänig in Oberliga und Gauliga erstklassig war, konnte man nach der Neugründung 1949 erst in den 1970er Jahren mit dem Aufstieg in die Amateurliga Berlin im höherklassigen Amateurfußball auftauchen. 1990 gehörte man zu den Gründungsmitgliedern der neuen Oberliga Nordost Nord, stieg aber sofort wieder ab, so daß man in der ein Jahr später geschaffenen Verbandsliga Berlin wieder als Gründungsmitlgied verzeichnet ist. Inzwischen sind die Preußen wieder seit 2005 viertklassig, werden aber im kommenden Jahr durch das Einschieben der neuen dritten Liga nur noch auf Level fünf spielen.
Anders könnte das für die heutigen Gegner von Türkiyemspor Berlin gelten, denn der steht als Tabellenzweiter möglicherweise vorm
Aufstieg in die Regionalliga. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren machte der Club mit vierstelligen Zuschauerzahlen in der Oberliga Furore und avancierte so zum multikulturellen Vorzeigeobjekt überhaupt im deutschen Sport, da man nicht als rein türkischer Club, sondern mit Spielern aus vielen verschiedenen Ländern auftrat und das friedliche Zusammenleben der Menschen über die Grenzen von Nation und Religion hinweg symbolisierte. Das brachte dem Club natürlich nicht nur Freunde ein und besonders in der rechtsextremen Szene war und ist Türkiyemspor verhaßt, was den Kreuzbergern die Ehre eines eigenen Lieds der Fascho-Agit-Prop Kapelle Landser einbrachte, dessen Titelzeile "Wieder mal kein Tor für Türkiyemspor" noch heute häufiger von gegnerischen Fans gesungen wird, auch wenn vermutlich nicht mehr jeder weiß, aus welcher Ecke dieses Liedgut stammt. Verglichen mit der Zeit vor gut 20 Jahren ist es deutlich ruhiger um Türkiyemspor geworden, aber immerhin hat der DFB im letzten Jahr gezeigt, daß er die Berliner nicht vergessen hat und sie mit dem Integrationspreis 2007 ausgezeichnet, wobei in der Begründung nicht nur die Integration von Spielern verschiedener Herkunft und der Kampf gegen den Rechtsextremismus genannt wurde, sondern ganz ausdrücklich auch das bei türkischen Vereinen nicht unbedingt selbstverständliche Bemühen Türkieymspors um den Frauen- und Mädchenfußball.
Von den Tabellenständen ist bei der heutigen Partie wenig zu merken, denn der BFC Preußen tritt zunächst mal als das deutlich
bessere Team auf und wirbelt die Abwehr der Gäste mächtig durcheinander. Das führt schließlich auch zum Führungstreffer für die
Gastgeber, aber obwohl der Druck auf das Tor von Türkiyemspor kaum nachläßt, versäumt man es, diesen Vorsprung auszubauen, und
so muß man am Ende mit sich selbst hadern, weil man Chancen vergeben hat, die anderen gereicht hätten, um mehrere Spiele zu gewinnen. Türkiyemspor findet in der 2. Hälfte mit einem Paukenschlag ins Spiel zurück, als der Ball nach einem Kopfball den Weg ins Netz findet. Der Schiedsrichter verweigert dem Treffer zwar die Anerkennung, aber er hat die Lebensgeister der Gäste geweckt, auch ohne zu zählen. Jetzt sind es die Kreuzberger, die das Spiel an sich reißen und und am Ende die schon sicher verloren geglaubte Partie doch noch mit zwei Treffern aus dem Feuer reißen können und so gut im Aufstiegsrennen positioniert bleiben.
Seit 1938 sind die Gastgeber im Preußenstadion an der Malteser Straße zu Hause, das früher mal 20000 Leuten Platz geboten haben
soll und aktuell mit einer Kapazität von 5000 Menschen geführt wird, was natürlich weit oberhalb des Bedarfs des Oberligisten liegt. Die Anlage ist auf jeden Fall sehenswert, wenn auch teilweise deutlich spürbare Verwitterungsprozesse eingesetzt haben, wenn man die Stehrtraversen, aus denen die Anlage größtenteils besteht, näherer Betrachtung unterzieht. So sind große Teile der Stufen schief oder brüchig und man hat versucht, die Unebenheiten mit dem Auffüllen von rotem Sand zu beseitigen, was aber nur teilweise gelingt. In gutem Zustand ist das Stadion allerdings rund um das Vereinsheim, wo auch die einzigen - unüberdachten - Sitzplätze untergebracht sind. Auf der Gegenseite gibt es noch eine Anzeigetafel mit integriertem, aber nicht mehr genutzten "Preußen-Grill". Allerdings wurde letzterer nicht ersatzlos gestrichen, man kann sich seine Stadionwurst inzwischen vorm Vereinsheim kaufen.
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