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SK Dynamo Ceske Budejovice |
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Tschechischer Fußballverband |
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02.05.2004, Stadion na Støeleckém Ostroví, Gambrinus Liga |
Ceske Budejovice ist eine Großstadt in Südböhmen, die gut 175 km von Prag und etwa 75 km von Linz entfernt ist und wohl auf der
ganzen Welt wegen der berühmten Biersorte, die hier gebraut wird, eher unter ihrem deutschen Namen Budweis bekannt ist. Weniger bekannt ist der Fußballsport, der hier geboten wird, obwohl die Hausherren immer wieder mal in den ersten Liga von Tschechoslowakei und später Tschechischer Republik aufgetaucht sind. Immerhin spielte der SK Budejovice, auf den die heutige Dynamo zurückgeht, bereits von 1947 bis 48 in der ersten Liga, allerdings kehrte man erst von 1985 bis 87 in die Liga zurück. Seit Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts pendelt man zwischen den beiden oberen Ligen hin und her und konnte dabei sogar einmal im UI-Cup antreten. Jetzt befinden sich die Südtschechen wieder in ihrem dritten Jahr auf höchstem Level und es ist schon klar, daß sie bei zehn Punkten Vorsprung vor einem Abstiegsplatz auch im kommenden Jahr erstklassig kicken werden. Um das auch von sich behaupten zu können, müssen die Gäste allerdings noch einiges tun. Der SK Cheml Blsany steht auf dem vorletzten Tabellenplatz, der den Abstieg bedeuten würde, sollte man sich nicht um mindestens eine Position verbessern. Aussichtlos stehen die Kicker in Blau-Gelb allerdings auch nicht da, immerhin ist Viktoria Zizkov nur durch die Tordifferenz besser gestellt und auch die um vier Punkte besser dastehenden Mannschaften von Marila Pribram und und dem FC SA Brno sind noch nicht völlig enteilt.
In der ersten Hälfte sieht es über weite Strecken gar nicht mal so schlecht aus für die Gäste, die die Partie
über weite Strecken dominieren. In der 18. Minute scheint der Führungstreffer für Blsany gekommen zu sein, aber der Ball springt von der Querlatte zurück ins Feld und nur sieben Minuten später muß der Goalie der Hausherren all sein Können aufbieten, um einen Ball aus dem Torwinkel zu fischen. Mit der Halbzeitpause steht Cheml Blsany dann aber plötzlich und völlig überraschend dumm da, denn die Gastgeber kommen in der Nachspielzeit des ersten Abschnittes nicht nur zu ihrer ersten brauchbaren Torchance, sondern markieren damit auch gleich ihren Führungstreffer. Das geschieht durch einen Kopfball, der exakt unter die Querlatte paßt und so den Spielverlauf auf den Kopf stellt. In der zweiten Hälfte bleibt der SK Cheml, der ja jetzt auch unter Zugzwang steht, das aktivere Team und immerhin resultiert dadurch dann auch der Anschlußtreffer nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit. Das bringt dann aber überraschenderweise nicht dem Spiel der Gäste neue Sicherheit, sondern die scheinen sich mit ihrem eigenen Treffer eher selbst aus dem Konzept zu bringen. Danach spielt nur noch ein Team und das sind die Hausherren von Dynamo Ceske Budejowice, aber jetzt haben die Gastgeber das Pech auf ihrer Seite und scheitern mit zwei aussichtsreichen Chancen. Das ist dann schon so etwas wie höhere Gerechtigkeit, denn am Ende ist das Remis, das beim Abpfiff auf der Anzeigetafel steht, für Blsany hochverdient. Fraglich ist nur, ob es den Gästen bei ihrer Mission Klassenerhalt etwas nützen kann.
Die offiziell 2589 Zuschauer bilden eine für einen Kick wie heute wohl normale, aber sicherlich nicht gerade beeindruckende Kulisse
für das Spiel. Hinzu kommt ein absoluter Mangel an nahezu jeglicher Form von Support, wenn man mal davon absieht, daß ein paar Leute Fanartikel der Hausherren wie Schals oder T-Shirts mit sich führen. Sprechchöre oder auch nur Szenenapplaus sind dagegen überhaupt nicht wahrzunehmen und Gäste aus dem vielleicht 200 km entfernten Blsany sind überhaupt nicht erst aufgetaucht. Mit einer Ausnahme, wenn man es genau betrachtet, denn auf der Tribüne sitzt eine Frau im gelb-blau gestreiften Trikot von Cheml Blsany, die sichtlich mitfiebert, sich über den Treffer der Gäste freut wie der sprichwörtliche Schneekönig und danach bei den weiteren Chancen der Hausherren sichtlich zu leiden hat - und somit etwas wie den einzigen aktiven Fan im ganzen Stadion darstellt.
Das Stadion na Støeleckém Ostroví hat eine fest installierte Tribüne zu bieten, die über eine
hochgesetzte Bauweise verfügt und mit blauen Sitzen ausgestattet ist. In der Mitte gibt es hier im oberen Teil eine Sprecherkabine und im unteren Teil einen VIP-Bereich, der zwar nicht verglast ist, aber dafür den Luxus gepolsterter Kinosessel bietet. Das hier vorhandene Dach selbst macht die Tribüne zum einzigen wettergeschützten Bereich der Anlage und ruht auf einer blauen Metallrohrkonstruktion, die ohne Stützpfeiler auskommt. Ansonsten ist das Stadion eher etwas für Stahlrohrfetischisten, denn sowohl die Gegenseite als auch ein Hintertorbereich sind mit provisorischen Tribünen aus diesem Material ausgestattet, die ebenfalls mit blauen Sitzen versehen, aber eben nicht überdacht sind, wobei die Tribüne hinter dem Tor mit einer kleinen Anzeigetafel versehen ist. Sowohl auf ihr als auch auf der Tribüne auf der Gegenseite findet sich übrigens ein abgeteilter und umzäunter Block, wobei aufgrund des Nichterscheinens von gegnerischen Fans nicht ganz klar ist, ob es sich dabei um zwei räumlich voneinander getrennte Gästebereiche handelt. Hinter dem letzten Tor sind dann noch ein paar verwitterte und zum Teil etwas bewachsene Betonstufen zu finden, auch hier übrigens mit einem abgeteilten und umzäunten Bereich. Dieser Teil des Stadions ist freilich nicht mehr genutzt - zwar ist er auch nicht abgesperrt und es wird auch nicht verhindert, daß man ihn betritt, wenn man sich aber dort niederlassen will, führt das zu einer Aufforderung seitens des Ordnungspersonals, sich in eine andere Ecke des Stadions zu begeben.
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