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07.11.2010, Easter Road, Scottish Premier League |
Das Derby von Edinburgh zwischen dem Hibernian FC und dem Heart of Midlothian FC dürfte eine der ältesten
Stadtrivalitäten überhaupt sein. Als die 'Hi-Bees' 1875 gegründet wurden und direkt mit einem Spiel
gegen die 'Hearts' starteten - letztere gewannen 1:0 - dauerte es beispielweise noch 13 Jahre, bevor das berühmte Glasgower Old Firm durch die Gründung des Celtic FC komplett wurde. Sportlich im Schatten der
Glasgower Vereine stehend konnten die beiden heutigen Rivalen je vier Meistertitel nach Edinburgh holen, deren letzter 1960 von der Hearts errungen wurde - Hibernian wartet sogar schon seit 1952 auf eine Meisterschaft. Aktuell hat man bei den Gastgebern freilich ganz andere Sorgen, denn mit gerade einmal acht Punkten aus zehn Spielen steht man nur wegen des besseren Torverhältnisses gegenüber St. Mirren nicht auf Abstiegsplatz zwölf. Heart of Midlothian ist da schon besser dran und darf auf's europäische Geschäft hofften, auch wenn man mit dem Titel nichts zu tun haben wird, denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden wie seit 1986 in jedem Jahr die Old-Firm-Teams den Titel unter sich ausmachen.
Die Hibs gehen engagiert in die Partie und kommen schnell zu ersten kleineren Chancen, während die Gäste
erst einmal abwarten. Die spielerischen Defizite der Hausherren werden aber schnell klar, auch wenn man
keinen der Bälle, die gerne mal verspringen, verloren gibt. Nach 15 Minuten kommt es zu einer ersten
Chance für die Hearts und wenige Minuten später heißt es tatsächlich 0:1, als David Templeton bei einem Sololauf von der Mittellinie von drei Abwehrspielern in grün-weiß nicht richtig angegriffen wird und lässig abschließen kann. Mit der knappen Führung für Heart of Midlothian geht es in die Pause, und in
der 66. Spielminute kann Stephen Elliot aus kurzer Distanz den zweiten Treffer für die Gäste erzielen. Drei Minuten später vergeben die Hearts eine klare Torchance, aber auch so ist die Partie entschieden.
Aufregung gibt es trotzdem noch einmal, und zwar als Hibs-Verteidiger Derek Riordan fünf Minuten vor dem Ende völlig verdient die rote Karte zu sehen bekommt, nachdem er Rudolf Skácel umhaut, ohne daß der Ball in der Nähe wäre - so etwas nennt man wohl Frustfoul.
Die Anhänger der Hearts - es dürften etwa 3000 sein - haben eine komplette Hintertortribüne zur Verfügung, während die
aktiveren Heimfans Position auf der daran anliegenden Seite des East Stand beziehen. Die Hibs haben sich in
den letzten Jahren wieder stärker auf ihre irischen Wurzeln besonnen, was wohl der Grund dafür ist, daß die Gäste die
eine oder andere britische Ulster-Fahne mitgebracht haben. Während der Partie gibt es von beiden Seiten nahezu
durchgängig Sprechchöre und Gesänge, wobei bei den Gastgebern vor allem das leicht abgewandelt aus Glasgow bekannte
"Hail, hail, the Hibs are here!" auffällt. Zum Intro gibt es bei den Hearts ein paar größere Banner zu sehen, und
nach dem Führungstreffer für ihr Team fliegen zwei Rauchtöpfe aus dem Gästeblock auf den Platz - warum auch immer
in grün und gelb - was zu einer etwa fünfminütigen Unterbrechung des Spiels führt. Später gibt es noch einmal etwas
violetten Rauch im Gästeblock, und dazu versucht man sich ständig mit provozierenden Gesten bei Laune zu halten.
Erstaunlich ist, wie viele kleinere Gegenstände, z. B. Feuerzeuge, auf den Platz geworfen werden, ohne daß die Ordnungskräfte einschreiten würden oder es auch nur eine diesbezügliche Lautsprecherdurchsage gäbe.
Das Easter Road Stadium wurde erst vergleichweise spät vom Hibernian FC bezogen und zwar 1895, als man immerhin
schon 20 Jahre aktiv war. Früher hatte die Anlage hohe Traversen und der Zuschauerrekord von 65680 beim
Edinburgh-Derby vom 2. Januar 1950 ist heute natürlich bei weitem nicht mehr erreichbar, auch wenn das Stadion
zuletzt durch die Errichtung des neuen East Stands wieder etwas größer geworden ist - mehr als 20421 Tickets
könnten nicht verkauft werden, und offensichtlich kommt man diesem Wert heutzutage auch beim Derby nicht einmal
nahe. Mit der alten Osttribüne ist der letzte Teil des Stadions verschwunden, der mit seinem Holzdach mit
Stützpfeilern im Sichtbereich nostalgische Gefühle hätte auslösen können - die Tribüne auf der Westseite war
schon 2001 durch eine neue ersetzt worden, nachdem zuvor nur die Hintertorbereiche 'modern' waren.
Heute findet man an der Easter Road eine einheitliche gestaltete Anlage mit vier ähnlichen Tribünen vor, die wie von der Liga vorgeschrieben komplett mit Sitzplätzen ausgestattet sind, allerdings in weiten Bereichen stehend genutzt werden, ohne daß es zu Beschwerden durch den
Ordnungsdienst käme.
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