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Eintracht Gelsenkirchen |
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08.08.2004, Südstadion, Verbandspokal Westfalen |
Einer der relativ unbekannten Vereine aus Gelsenkirchen ist die SG Eintracht, die im Süden der
Stadt zu Hause ist und vor gut 50 Jahren den Versuch startete, dem FC Schalke 04 - mit dem sie
sogar das Design des 'G' im Vereinsnamen teilt - den Rang als die Nummer eins vor Ort streitig
zu machen. Die Eintracht blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück und dürfte gemessen an
den Informationen der Ezyklopädie des deutschen Ligafußballs gar nicht mehr existieren, laut der
die Geschichte mit einer Fusion mit dem STV Horst-Emscher zuende geht, der seinerseits auch heute
noch im westfälischen Amateurfußball, nämlich der Verbandsliga zu finden ist. Tatsächlich existieren
die beiden Vereine seit 1978 wieder eigenständig, denn damals wurde die Fusion mangels Erfolg gelöst und
die SG Eintracht kehrte zurück an den Haidekamp, wo das Südstadion auf sie wartete und wo sie bis heute
zu Hause ist. Jetzt geht sie zwei Klassen tiefer als Horst-Emscher, also in der Bezirksliga, auf Torejagd und so sollte man wohl erwarten,
daß es gegen die zweite Mannschaft des Teams, mit dem man vor einem halben Jahrhundert auf Augenhöhe
kommen wollte, wenig zu bestellen gibt, auch wenn der Nachwuchs der Knappen nach einer
Spielzeit in der Regionalliga wieder in der Oberliga gelandet ist.
Der Unterschied zwischen den beiden Teams ist dann auch über die gesamte Spielzeit sehr augenfällig,
auch wenn Schalke offensichtlich nicht mit voller Kraft agiert. Locker kontrollieren die Gäste das Geschehen und bis zur Halbzeit ist dabei auch ein recht komfortabler Vorsprung mit drei Toren herausgekommen. Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff erzielt Gelsenkirchen den Treffer zum 1:3 und wird danach etwas frech in der Form, daß man ein paarmal vorm Tor der Schalker auftaucht und ernsthaft versucht, zum Anschlußtreffer zu kommen. Das verblüfft den Oberligisten offensichtlich im ersten Moment schon etwas, aber nach kurzer Besinnungsphase legt der einen Schritt zu und übernimmt wieder die Kontrolle über die Begegnung. Am Ende kommt Schalke auch im zweiten Abschnitt zu drei Treffern, so daß die Partie mit einem standesgemäßen 1:6 in die Geschichte des diesjährigen Pokalwettbewerbs eingeht.
Bis auf einige wenige Leute, die ein paar Schalke-Utensilien dabei haben, ist heute schwer zu
entscheiden, wer zu welcher der beiden Mannschaften gehört. Auch auf Support wird während des Großteils der Partie verzichtet, so daß man sich bestenfalls nach den Reaktionen auf die Tore orientieren kann und dabei zum Schluß kommt, daß das Verhältnis zwischen Sympathisanten von Einracht und Schalke etwa ausgeglichen ist. Nach dem 1:3 kommt es dann von seiten der Hausherren doch noch zu ein paar Sprechchören, vorgetragen von drei Leuten auf der Tribüne. Unter anderem wird da auch "Kämpfen und siegen!" geboten, aber dieser Aufforderung können die Kicker auf dem Platz dann doch nicht nachkommen - der Unterschied ist einfach zu groß.
So wie der Support erwartungsgemäß schwach ausfällt, kann auch das Südstadion die in diesem Fall eher
hohen Erwartungen völlig erfüllen. Über 20000 Leute werden hier zwar vermutlich nicht mehr hineinpassen, obwohl die Kapazität immer noch mit 21000 angegeben wird, aber ein sehr sehenswertes Stadion ist es allemal. Natürlich handelt es sich um eine klassische Anlage mit Laufbahn, die von Stufen umgeben ist, die den Niveauunterschied des abgesenkten Spielfelds zur Umgebung ausgleichen. Auf den Längsseiten kommen entsprechende Aufbauten mit unüberdachten Stufen hinzu, die auf der Hauptseite direkt in eine überdachte Sitzplatztribüne in ihrer Mitte übergehen. Das Dach wird von H-förmigen Stahlträgern auf halber Höhe gehalten und auf der Rückwand der Tribüne ist in großen weinroten Buchstaben auf hellblauem Grund "SG EINTRACHT GE" zu lesen. Platz nimmt man hier auf ebenfalls hellblauen Bänken, die allerdings nicht mehr in voller Zahl vorhanden sind - genug für den Andrang sind es allemal - und auch sonst nicht allzu gut in Schuß. Das kann man auch über die Stehplätze sagen, die offiziell zu einem guten Teil mit Schildern "Unfallgefahr! Betreten der Stehstufen verboten!" gesperrt sind, sind die Betonplatten doch teilweise tatsächlich etwas locker und einige Bereiche auch von einem Eroberungsfeldzug der Pflanzenwelt heimgesucht, aber so baufällig ist die Anlage dann auch wieder nicht, so wird das Verbot zum Beispiel überhaupt nicht umgesetzt - weder mit Absperrungen noch verbal - und vermutlich will man sich nur absichern, um einer Klage gelassen entgegensehen zu können, falls sich doch mal ein ungeschickter Zuschauer bei einem Sturz verletzen sollte. Für Liebhaber von altmodischen Fußballstadien ist das Südstadion ein Muß, auch wenn es in Gelsenkirchen mit Parkstadion und Fürstenbergstadion über harte Konkurrenz verfügt.
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