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21.06.2012, Stadion an der Hellweg-Halle, Aufstiegsrunde der Landesligen Westfalen |
Bei der heutigen Partie zwischen dem SC Herford und dem TuS Stockum kann man wohl mit Fug und Recht sagen, daß es sich um eine
Auseinandersetzung zwischen Tradition und Moderne handelt. Die Ostwestfalen blicken auf eine lange Geschichte im höherklassigen
Fußball zurück, in deren Rahmen man 1972 in die Regionalliga West aufstieg und von 1976 bis 1981 vier Jahr lang in der 2.
Liga spielte. Danach hielten sich die Herforder noch bis 1983 in die Regionalliga, bevor es abwärts ging, aber immerhin kehrte
man Anfang dieses Jahrtausends noch einmal für ein Jahr in die Oberliga zurück. Ein Aufstieg in die Westfalenliga wäre für den SC
Herford als nicht viel mehr als ein kleiner Schritt zurück in Richtung zu früheren und heute kaum noch erreichbaren Ehren, während
der für den TuS Stockum die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte bedeuten würde, in deren Rahmen man vor vier Jahren in die Landeliga
gekommen ist, wo der TuS nach einem Jahr in der Südgruppe in die Ruhrgebietsstaffel eingeordnet wurde und immer im oberen Tabellenbereich
zu finden war. In diesem Jahr reichte beiden ein vierter Platz zum Erreichen der Aufstiegsrunde, die aber erst einmal ungünstig für die
Kontrahenten losging. Die Staffelzahl von fünf erfodert ein Viertelfinale mit drei Freilosen, so daß nur zwei Teams eine Partie mehr
zu absolvieren haben als die Konkurrenz und diese - zweifelhafte - Ehre haben halt Herford und Stockum, während die anderen drei
Aspiranten auf den letzten Aufstiegsplatz in Form von Rot-Weiß Horn, TSV Marl-Hüls und dem SV Rothemühle heute noch ausruhen dürfen.
Das Spiel findet über weite Strecken auf einem erschreckend niedrigen Niveau statt, und es wird schnell klar, daß der heutige Sieger
eine nicht unerhebliche Leistungssteigerung an den Tag legen muß, wenn er in der weiteren Aufstiegsrunde eine Rolle spielen will.
Bis zur Halbzeit wird etwas geboten, was sich am besten mit dem Prädikat "Angsthasenfußball" belegen läßt, so kann es kaum
überraschen, daß Torchancen Mangelware bleiben - eine halbwegs passable Möglichkeit können schließlich beide Teams bis zum Seitenwechsel
für sich verbuchen. Im zweiten Abschnitt wird es etwas munterer, und der Sport-Club Herford erspielt sich nach und nach ein Übergewicht. Entscheidend
sind schließlich ein paar Minuten etwa eine Viertelstunde vor dem Ende der Partie, als zunächst ein Konter des TuS Stockum nach Meinung
der Wittener mit einem Foul im Strafraum beendet wird, man aber den geforderten Foulelfmeter von Schiedsrichter Lukas Sauer verweigert
bekommt, um fast im Gegenzug das 1:0 durch den eingewechselten Michael 'Klinsi' Wörtmann zu kassieren. Danach ist der Widerstand des
TuS Stockum 1945 weitgehend gebrochen, und die meiste Energie legt noch Trainer Thomas Drathen an den Tag, der heftig protestiert und den
Innenraum verlassen muß - was ihm sogar schon in Halbzeit eins angedroht worden war. Das 2:0, mit dem die Herforder die Führung absichern, fällt in der 82. Minute durch einen sehenswert von
Fabio Serrone verwandelten, direkten Freistoß. Spätestens damit ist klar, daß der SC Herford am Sonntag noch einmal ran darf, wenn es
auf dem Sportplatz des SV Avenwedde in Gütersloh gegen Rot-Weiß Horn aus Erwitte um den Einzug ins Endspiel gehen wird.
Das Stadion an der Hellweg-Halle in Erwitte - auch unter dem Namen 'Hellweg-Stadion' firmierend - ist eine auf ihre Weise sehr hübsche Anlage, die allerdings darunter leidet, sehr weitläufig
und ziemlich verbaut zu sein. Ersteres ist der Tatsache geschuldet, daß es sich um ein Leichtathletikstadion mit Laufbahn handelt, bei
dem man selbst dann sehr weit vom Geschehen entfernt ist, wenn man sich direkt an der Spielfeldbegrenzung aufstellt, Letzteres liegt
wohl hautsächlich daran, daß die namensgebende Hellweg-Halle den Großteil einer Längsseite begrenzt. Der Ausbau des Stadions, das sonst als Hauptnutzer
den SV Westfalia Erwitte hat, ist auf der gegenüberliegenden Seite zu finden, wo man in den Außenbereichen etwas genauer hinschauen
muß, um die Stufen unter der üppig wachsenden Vegetation ausmachen zu können, die überdachte Tribüne mit ihrer dreistufigen - und gerodeten -
Traverse allerdings schwerlich übersehen kann. Übrigens ist davon auszugehen, daß heute auch jemand vom Rot-Weiß Horn anwesend ist, um den
kommenden Gegner zu beobachten. Dieser Spion hat es heute wirklich leicht, denn der nächste Gegner des SC Herford ist tatsächlich ein
Stadtteil-Team aus dem heutigen Spielort, und es mag ein gutes Zeichen für Herford sein, daß die Rot-Weißen schlechte Erinnerungen an den
kommenden Austragungsort haben, wo sie bereits letztes Jahr
erfolglos um den Aufstieg in die Westfalenliga spielten und am FC Bad Oeynhausen
scheiterten.
Alternativbericht von P. David Zimmer |