VfL Herzlake |
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05.04.2013, Hasetal-Stadion, Bezirksliga Weser-Ems 3 |
Der VfL Herzlake gehört zu den Clubs, die ein paar Seiten in dem Buch "Reicher Dorfclub strebt nach
oben" geschrieben haben, und wie so oft hing das mit dem Geld und dem Ehrgeiz eines einzelnen Herren
zusammen. 1921, als der Club unter dem Namen FC Herzlake gegründet wurde, war das freilich noch nicht abzusehen
und man hielt sich in den unteren Spielklassen auf bzw. kickte zeitweilig als DJK Grün-Weiß Herzlake
im Rahmen der katholischen Deutschen Jugendkraft. Starker Mann wurde ab 1966 der Sitzmöbelhersteller
Karl-Heinz Klose, unter dem man in der Kreisklasse startete und 1987 in der drittklassigen Oberliga
angekommen war. Nachdem man in Entscheidungsspielen am 1. SC Norderstedt gescheitert war, machte
der Aufstieg von Eintracht Braunschweig in die 2. Liga einen zusätzlichen Platz frei, und es gab ein
neues Entscheidungsspiel gegen den VfB Lübeck, das Herzlake auf neutralem Platz in Wunstorf mit 3:1
für sich entscheiden konnte. Damit hatte die sportliche Entwicklung in Herzlake ihren Höhepunkt erreicht,
auch wenn man zu noch Höherem strebte und 1992 an der Aufstiegsrunde zur 2. Liga teilnahm - dort reichte
es gegen Rot-Weiss Essen, Eintracht Trier und Preußen Münster nur zum letzten Platz. Ende der 1990 Jahre
ging es dann - nach dem man zwischenzeitlich drittklassig in der Regionalliga war, die 1994 eingeführt wurde - wieder nach unten, und zwar abrupt, denn Klose zog sich 1996 nach 30 Jahren zurück. Das
tat dann zwei Jahre später auch der Club, dem selbst die verzweifelte Maßnahme der Umbenennung in VfL
Hasetal Herzlake, mit der man die Fanbasis zu verbreitern hoffte, nichts nutzte - man machte in der
1. Kreisklasse weiter. Seit 2010 ist der VfL Herzlake zumindest wieder in der Bezirksliga aktiv, wo man
aktuell freilich stark abstiegsbedroht dasteht, wenn heute der Lokalrivale Haselünner SV zum Derby
anreist. Während die Stadt der Gäste weitgehend unbekannt ist, dürften viele bereits ihr Vorzeigeprodukt
konsumiert haben, denn hier ist die bekannte Brennerei Berentzen beheimatet, die vor allem durch ihren
Apfelkorn den meisten ein Begriff sein dürfte.
Gegen den Haselünner SV hat der damalige FC Herzlake im zweiten Spiel seiner Vereingeschichte eine
0:15-Niederlage einstecken müssen, die bis heute die höchste in der Vereinsgeschichte der Emsländer ist.
Ganz so schlimm sollte es heute nicht werden, aber angesichts der Tatsache, daß der Lokalrivale mit
seinen 33 Punkten mehr als das Doppelte der 16 Zähler auf dem Konto hat, mit denen die Gastgeber
dastehen, legt nahe, daß es auch nicht leicht werden wird, die dringend benötigen Zähler an Land zu ziehen.
Tatsächlich sind es erst einmal die Gäste, die das Spiel eindeutig dominieren und nach einer knappen halben
Stunde völlig verdient in Führung gehen - mit Sebastian Niebuhr ist es ausgerechnet ein Ex-Spieler des
VfL Herzlake, der gegen seinen alten Club trifft. Fünf Minuten später wird dann allerdings die Wende
eingeleitet, als ein Spieler der Hausherren im Strafraum gelegt wird und das nicht nur einen Elfmeter
bringt, den Patrick Middendorf zum Ausgleich nutzt, sondern auch eine rote Karte gegen die Gäste nach sich zieht. Unmittelbar
nach der Pause ist es abermals Middendorf, der die Hausherren in Führung bringt, den letzten Treffer der
Partie erzielt schließlich in der 72. Minute der erst acht Minuten vorher eingewechselte Neuzugang Chris
Völker, so dass es am Ende 3:1 für Herzlake heißt, und man bei den Gastgebern mit dem zweiten Sieg im Jahre
2013 neue Hoffnung im Abstiegskampf schöpfen kann. Zeigen kann man das schon zwei Tage später im nächsten Heimspiel am Sonntag.
Erinnert in Herzlake nicht mehr viel an die Erfolgszeiten des Clubs, so kann man das sicherlich schon über
das Hasetal-Stadion sagen, in dem der VfL Seine Heimspiele austrägt. Es verfügt über eine gemauerte und
hochgesetzte Tribüne, in der man größtenteils auf Holzbänken Platz nimmt, die aber in der Mitte mit ein
paar Schalensitzen sogar einen Anflug von Moderne zeigt und in ihren Inneren das Vereinsheim der Hausherren
beherbergt, in der es umgekehrt zur Drittligazeit einen Hauch von Dorffußball gegeben haben soll, denn auch
damals wurde hier der Überlieferung nach selbstgebackener Kuchen angeboten, was sich bis heute fast gehalten hat, jedoch kommt der heutige von einer Bäckerei aus Hasetal, was auch in der Halbzeitpause per Lautsprecherdurchsage angepriesen wird. Die
berüchtigten Fans von Rot-Weiß Essen sollen gar von dem Empfang in Herzlake so begeistert gewesen sein, dass
man danach sogar Freundschaftsschals anfertigen ließ. Aber nicht nur die Tribüne weiß zu gefallen, auf allen
anderen Seiten gibt es Traversen, die insgesamt für eine Kapazität von 7000 Plätzen sorgen, die noch nie
ausgeschöpft wurde (gegen Essen haben 6500 Zuschauer den Stadionrekord aufgestellt) und man könnte vermutlich
selbst heute mit ein paar Absperrungen schnell eine regionalligataugliche Anlage
aus dem Hasetal-Stadion machen - nur, dass die Zukunft den VfL Herzlake wie gesagt eher in die Kreisliga
führen wird als in Richtung auf höhere Spielklassen.
Alternativbericht von P. David Zimmer |