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Marokko |
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09.02.2005, Complex Prince Moulay Abdallah, WM-Qualifikation, Afrika Gruppe 5 |
Die heutige Partie der Gruppe 5 der WM-Qualifikation des Afrikanischen Fußballverbandes hatte eigentlich
schon vor mehr als einem halben Jahr am 26. Juni 2004 stattfinden sollen, war aber zunächst ausgefallen, da
die FIFA den kenianischen Fußballverband vorübergehend vom Spielbetrieb ausgeschlossen hatte, weil die Politik
des Landes zu direkten Einfluß auf den Kenya Football Federation KFF genommen hatte. Heute wird das Spiel nachgeholt
und der Stand in der Qualifikationsgruppe ist denkbar knapp, die man gewinnen muß, um im kommenden Sommer in Deutschland
dabei zu sein, in der aber auch der dritte Platz von Bedeutung ist, da er berechtigt, Anfang 2006 bei der Afrikameisterschaft
in Ägpyten anzutreten, deren Qualfikation im Rahmen der Ausscheidung zur WM gleich mit abgehandelt wird. Spitzenreiter der Gruppe
ist zur Zeit Guinea, aber der Sieger des heutigen Spiels wird diese Position übernehmen und auch die Mannschaften von Botswana
und Tunesien haben noch Chancen auf den Gruppensieg, nur Malawi scheint bei drei Punkten aus fünf Spielen bereits etwas
abgeschlagen zu sein. Nach drei Remis und nur einem Sieg aus den bisherigen Spielen liegt der Druck aber auf der Seite der
Hausherren, die heutige Partie unbedingt gewinnen zu müssen, zumal Kenia erst ein Spiel weniger ausgetragen hat als Marokko.
Beide Mannschaften
gehen offensiv in die Partie, in der mit einem knappen Spiel zu rechnen ist. Die erste Chance haben die Gäste
bereits in der Anfangsminute und unmittelbar danach kommt es auch zu ersten Gelegenheiten für Marokko, das schließlich nach zwölf
Minuten in Führung geht, als Joauad Zairi vom FC Sochaux einen Freistoßvorlage von außen als Aufsetzer nimmt und im kurzen Eck
unterbringt. Bereit zwei Minuten später müßten die Hausherren bei einem Alleingang auf 2:0 erhöhen, aber Duncan Ochieng kann sie im
Tor Kenias mit einer Fußabwehr auszeichnen. Im weiteren Verlauf der Partie wird der Torsteher dann jedoch zum großen Verlierer, denn
er offenbart große Schwächen beim Festhalten von Bällen und ist direkt an mehreren Treffern des Gegners beteiligt. In der 39. Minute
erzielt Marokko den zweiten Treffer mit einem Schuß von links, bei dem der kenianische Torhüter eine äußerst schlechte Figur abgibt,
wirft er sich den haltbaren Ball doch selbst ins Tor. Zwei Minuten nach der Halbzeit erhöht man per Kopfball auf 3:0 und damit ist
die Partie dann auch gelaufen. Im weiteren Verlauf des Spiels tut Marokko nicht mehr allzuviel und Kenia hat nicht die Energie, in die Partie zurückzufinden, so daß es lange so aussieht, als sollte es beim 3:0 bleiben, bevor sich in den letzten zehn Minuten dann die Ereignisse nochmal überstürzen. In der 81. und 90. Minute kommt es zu weiteren Treffern für die Nordafrikaner, bei denen Zairi am Ende einen Hattrick erzielt hat und mit dem Anpfiff kommt Kenia noch zum Ehrentreffer, der den Gästen kurz vorher noch verwehrt geblieben war, als ein marrokanischer Feldspieler auf der Linie hatte klären können. Das Tor für die Schwarzafrikaner kann aber natürlich nichts mehr daran ändern, daß sich Marokko eindrucksvoll ins Rennen um den Gruppensieg zurückgemeldet hat und die Qualifikation zur WM aus eigener Kraft schaffen kann.
Bereits zwei Stunden vor Anpfiff ist die Gegengerade des Complex Prince Moulay Abdallahs gut gefüllt und auch in einer Kurve haben sich ein paar Anhänger der
Hausherren schon zu diesem Zeitpunkt eingefunden, wo man sich bereits mit Singen und Hüpfen warmmacht, auch wenn man sich damit aufgrund der lauten Musik, die ständig über Lautsprecher eingespielt wird, kein Gehör verschaffen kann. Die Mannschaft Kenias wird bereits beim Einlaufen zum Warmmachen ebenso mit einem lautstarken Pfeifkonzert begrüßt wie das Team der Hausherren mit Jubel empfangen wird und auch die La Ola brandet schon vor Anpfiff durch das weite Oval des Stadions Prince Moulay Abdallah - übrigens mit einer bemerkenswerten Geschwindigkeit. Während der Partie kann die Stimmung in der Anlage dann allerdings nicht ganz das halten, was man aufgrund der Atmosphäre vor der Partie erwarten könnte, denn es wird zwar immer wieder mal sehr laut und man feiert vor allem die Tore für sein Team zum Teil mit weiteren La-Ola-Wellen, aber es wird zwischendurch auch immer mal wieder sehr leise, wenn das Spiel der Hausherren ins Stocken gerät. Anhänger der Gäste sind übrigens keine auszumachen, dafür hat sich unterhalb der Haupttribüne eine Art Vorsänger eingefunden, der mit einer Trommel ausgestattet ist und versucht, Sprechchöre anzustimmen oder die Leute zu rhytmischem Klatschen zu animieren. Es ist zwar zu vermuten, daß er keine offizielle Funktion hat, aber letztendlich ist nicht klar auszumachen, ob der Animateur wirlich allein zum privaten Vergnügen aktiv ist. Zweifelhaft erscheint übrigens die offizielle Angabe der Zuschauerzahl, denn es hat den Anschein, daß deutlich mehr Leute zum Spiel gekommen sind als 30000. Viele davon verpassen übrigens das furiose Finale, denn bereits eine Viertelstunde vor Schluß beginnt sich die Anlage zu leeren und nach dem Spiel erkennt man dann auch warum: um diese Zeit fahren keine Busse mehr vom Stadion in die ein paar Kilometer entfernte Innenstadt von Rabat und, wenn man mit öffentlichem Nahverkehr zum Spiel gekommen ist, muß man die Strecke zurück zu Fuß hinter sich bringen, falls man nicht eins der wenigen Taxis vor Ort bekommen kann.
Das Stadion Prince Moulay Abdallah
ist teil des gleichnamigen Sportkomplexes, zu dem unter anderem auch noch ein große Basketballhalle gehört. Die Anlage ist eine große ovale Schüssel, deren Tribünen überall in einem durchgehenden, aber hoch aufgeschossenen Rang gehalten ist, deren optischer Eindruck vor allem von der auffällig massiven Flutlichtanlage auf der Gegenseite geprägt wird, während die Flutlichtstahler der Haupttribüne eher unauffällig in die Überdachung integriert sind, die nur hier für einen Wetterschutz sorgt. Es handelt sich um einen Allseater, dessen Sitze komplett in hellblau und dunkelblau gehalten sind und auch die Angabe der Gesamtkapazität der Anlage erscheint mit 60000 angesichts der Dimensionen des Stadions eher untertrieben. Oberhalb einer Hintertorseite ist auch eine Anzeigetafel vorhanden, zu deren Fuß sich eine der aktiveren Fangruppen positioniert hat. Insgesamt handelt es sich bemi Prince Moulay Abdallah Stadion um eine sehr sehenswerte Anlage, deren einiges Manko neben der etwas abgelgenen Lage an der Straße von Rabat nach Casablanca darin besteht, daß man wie bei allen Stadien dieser Konzeption als Leichtathletikanlage mit Laufbahnen weit vom Spielfeld entfernt ist. Zusätzlich zu denen im Tribünendach sind übrigens weitere Flutlichtstrahler an zwei Masten hinter der Hauptseite untergebracht, die jedoch nicht zur Ausleuchtung der Anlage notwendig zu sein scheinen und heute nicht betrieben werden.
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