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FC Memmingen vs. |
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Südfussball fußball.de BFV |
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15.03.2008, Städtisches Stadion Bodenseestraße , Oberliga Bayern |
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FC Memmingen II vs. |
15.03.2008, Städtisches Stadion Bodenseestraße Nebenplatz, Bezirksoberliga Schwaben |
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Der FC Memmingen hat 2007 hundertjähriges Jubiläum gefeiert, wobei es eigentlich der Memminger Turnverein war, der 1907 gegründet
wurde und von dem sich die Fußballer unter dem heutigen Namen 1924 abgespaltet haben. Über 30 Jahre hat man in der Bayernliga verbracht und gehört somit zum Inventar der Spielklasse, doch für die folgende Saison wurde die Qualifikation zur Regionalliga angepeilt, in deren Aufstiegsrunde der FC Memmingen bereits 1997 gestanden hatte. Nachdem jetzt die Anforderungen des DFB für die Regionalliga bekannt wurden, u. a. getrennter Gästeblock und Eingang, Presseplätze und ein hauptamtlicher Geschäftsführer, ist in Memmingen Ernüchterung eingekehrt und man hat sich entschlossen, auf die Beantragung der Lizenz zu verzichten. Ganz so weit ist der TSV Großbardorf noch nicht, der über die Variante nachdenkt, im Falle der Qualifikation für die Regionalliga ins Stadion des so gut wie als Absteiger aus der Oberliga feststehenden FC Schweinfurt 05 umzuziehen, um die Forderungen des DFB zu erfüllen, aber eigentlich die heimische Spielstätte nicht verlassen mag.
Zweieinhalb Stunden vor dem Oberligaspiel findet auf einem der beiden Nebenplätze der Anlage das Spiel der zweiten Mannschaft der
Gastgeber statt, die in der Bezirksoberliga Schwaben gegen Türkspor Augsburg anzutreten hat. Der Nachwuchs des FCM spielt in der
Liga eine sehr gute Rolle und hat als Tabellenführer die Chance, zum Saisonende in die Landesliga Bayern Süd aufzusteigen, benötigt jedoch angesichts des dichten Verfolgerfelds die Punkte der im Mittelfeld stehenden Gäste. Die sind 2005 ebenfalls durch Fusion entstanden, als sich der Türk SV Augsburg und Genc Altay Augsburg zusammentaten, um noch höhere Ziele zu realisieren. Das ist geglückt, denn mit dem Aufstieg in die Bezirksoberliga kann man für sich reklamieren, der höchstklassige türkische Verein im ganzen Freistaat zu sein
Zunächst geht es ab 12:30 auf dem Nebenplatz des Stadions zur Sache, wo die Bezirksligakicker ihr Spiel austragen. Der FC Memmingen II
kann das Spiel über weite Strecken dominieren, ohne jedoch zu Torchancen zu kommen. Türkspor - bei denen auf dem Platz untereinander übrigens durchgängig auf deutsch kommuniziert wird - dagegen ist bei seinen Gegenangriffen etwas gefährlicher als die Gastgeber, die verletzungsbedingt ihr Nachwuchsteam mit Spielen aus dem Altherrenkader auffüllen mußten, von denen auch gleich vier auf dem Platz stehen. Wirklich zwingenden Szenen können aber auch die Augsburger kaum produzieren und so ist es kein Wunder, daß es mit einem torlosen Remis in die Pause geht. Nach der Pause erhöht Memmingen leicht das Tempo, doch die
Schwäche, sich Chancen herauszuarbeiten bleibt, wobei auf beiden Seiten jeweils eine eine klare Gelegenheit vergeben wird, als ein Kopfball Memmingens am Lattenkreuz landet und ein Schuß von Türkspor aufs kurze Ecke gehalten werden kann, bevor es durch einen
Weitschuß doch noch zum insgesamt verdienten Treffer zum 1:0 kommt, das bis zum Spielende Bestand haben soll.
Die Oberliga-Partie ist ein echtes Spitzenspiel, immerhin empfängt heute der Tabellensiebte den Vierten und bei sechs Punkten Abstand hätte man wohl
ohne die jüngsten Entwicklungen von einer letzten Chance für Memmingen gesprochen, den Anschluß an die Aufstiegsplätze zu halten. So wird spekuliert, ob der Schock des Nichtmeldens von den Hausherren überwunden wird oder - mit anderen Worten - ob der FC Memmingen die verbleibenden Partien mit voller Kraft spielen wird, um trotz allem eine Spitzenposition in der Tabelle zu erreichen. Heute jedenfalls gibt es zunächst eine erste Hälfte, in der sich die Teams weitgehend neutralisieren und zu einem sicheren torlosen Pausenremis unterwegs zu sein scheinen, als in der 44. Minute doch noch das 1:0 fällt - Ejnar Karic kann nach Querpaß aus kurzer Distanz einschieben. Ein Kopfball bringt in der 66. Minute das 2:0 und zwei Minuten vor Schluß erhöhen die Memminger sogar noch auf 3:0, ein Treffer, der das Ergebnis doch ein wenig zu klar macht und die Partie zu einem kleinen Kuriosum macht, sind doch nach diesem Tor in der 88. Minute alle Treffer in "Schnapszahlenminuten" gefallen.
Der FC Memmingen hat das Stadion an der Bodenseestraße gerade erst signifikant zu dem umgebaut, was in Memmingen unter der Bezeichnung
"Neue Arena" bekannt ist und ist umso ernüchterter, daß alle diese Maßnahmen nicht ausreichen, um für die Regionalliga zugelassen zu werden. Immerhin hat man das alte Leichtathletikstadion zu einem reinen Fußballstadion umgebaut, das über eine große Tribüne mit bogenartiger Dachkonstruktion und roten Schalensitzen verfügt und zu beiden Seiten der Tribüne ebenso wie in den Hintertorbereichen und auf der Gegenseite mit Stehtraversen ausgebaut ist. Vier Millionen Euro hat man sich die Maßnahmen kosten lassen und die "Arena" wurde schließlich bei einem Flutlichtspiel gegen den FC Kempten vor einer Rekordkulisse von 6650 Zuschauern eingeweiht, was zumindest in der zweiten Hälfte sogar live beim Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Weiterhin gibt es hier zwei Nebenplätze, die ebenso wie der Hauptplatz über Naturrasenbelag verfügen und in einem Fall mit Flutlicht und
im anderen mit ein paar Sitzplätzen in Form von Parkbänken ausgestattet sind - auf dem letzteren der beiden wird heute das Bezirksligaspiel ausgetragen. Man ist mächtig stolz in Memmingen auf seine neue Anlage und umso größer ist freilich die Ernüchterung darüber, daß der DFB die Trauben noch wesentlich höher gehängt hat und umfangreiche Nachbesserungen erzwingen würde, wollte man eine Lizenz für die neue vierte Liga erhalten. Ganz aus dem Auge verloren hat man die Regionalliga freilich nicht in Memmingen, so will man zum einen später noch mal prüfen, ob man die Nachbesserung des Stadions finanzieren kann, und spekuliert gleichzeitig darauf, daß es kaum Vereine gibt, die die Kriterien erfüllen, und daß man sich andernorts beim Versuch finanziell übernimmt, so daß der DFB gezwungen ist, Clubs wie dem FC Memmingen entgegenzukommen, um mittelfristig den Spielbetrieb in der Regionalliga erhalten zu können.
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