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Preußen Münster |
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03.04.2011, Preußen-Stadion, 3. Liga |
Preußen Münster und der VfL Osnabrück treffen sich am heutigen Tag zu einem Derby, das es lange
nicht mehr gegeben hat - zumindest nicht in Münster. In der Spielzeit 2005/06 war man letztmalig
in der damaligen Regionalliga Nord aufeinandergetroffen, dann trennten sich die Wege der beiden
Clubs, wobei Osnabrück in der Ligapyramide stets oberhalb der Preußen zu finden war, bis man sich in
der aktuellen Spielzeit nach dem Abstieg der Lila-Weißen und dem gleichzeitigen Aufstieg der Grün-Weißen wiedertraf. Die Hinrundenbegegnung in Osnabrück
tauchte bis vor kurzem immer wieder in der Presse auf, weil ein Fan des SCP nach einem Böllerwurf vor
Gericht stand, der 33 Verletzte gefordert hatte. Hier ist vor kurzem ein Urteil gefallen - fünf Jahre
Haft wegen Sprengstoffanschlags und vorsätzlicher Körperverletzung - und heute sieht man sich in
Münster wieder. Heute liegt der Sprengstoff diesmal alleine in der sportlichen Brisanz der Partie,
bei der beide Gegner noch Punkte brauchen, um die Abstiegszone auf Distanz zu halten, wobei die Lage für
die Gastgeber bei nur drei Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz deutlich brisanter ist als für
den VfL, der acht Punkte oberhalb des Striches liegt.
Der SC Preußen hat die Lage von Beginn an weitgehend unter Kontrolle und versucht auch, das Leder nach
vorne zu spielen, ohne zunächst allzu große Chancen erspielen zu können. Gerade, als die heute in rot-weiß
angetretenen Osnabrücker ein wenig aufzukommen scheinen, klappt es dann doch bei den Hausherren, die
nach einem Freistoß der Gäste den Ball schnell nach vorne spielen, der über drei Stationen zu Marco
Königs kommt und zum 1:0 eingeschossen wird. Im zweiten Abschnitt ziehen sich die Preußen ein wenig
zurück und überlassen Osnabrück die Initiative, was angesichts der Harmlosigkeit der Gäste kein großes
Risiko darzustellen scheint, zumal der SC Preußen auch immer wieder zu Kontermöglichkeiten kommt, dabei
aber nur seine eigene Harmlosigkeit belegt. Es ist also kein Wunder, daß es am Ende beim 1:0 für Münster
bleibt - erstaunlich ist eher, daß man in der von beiden Seiten schwachen Partie überhaupt einmal das Leder
ins Tor bugsieren konnte.
Wegen des großen Andrangs geht das Spiel 15 Minuten später los, und es startet mit einer aufwändigen Choreographie
der Gäste, die auf "Höhen und Tiefen" hinweisen, durch die sie gegangen seien inklusive Fast-Pleite 1996 und
angekündigt "Nun" (werde man) "wieder die Preußen besiegen!" Bei Münster gibt es derweil eine kleine Aktion der
getrennt aufgestellten Ultra-Gruppen und das 'getrennt' ist auch das Schlagwort für den weiteren Support, denn
die ultraorientierten Fans der Gastgeber feuern konsequent aneinander vorbei an, und vom Rest der Münsteraner
ist zumindest im ersten Abschnitt wenig zu hören. So ist es der Anhang des VfL Osnabrück, der das Geschehen bestimmt
und selbst in der Münsteraner Kurve zumeist sehr deutlich zu hören ist. Ein wenig ändert sich das in der zweiten
Hälfte, weil bei Osnabrück langsam Ernüchterung einzieht und die Münsteraner "Normalfans" ein oder zweimal ins
Support-Geschehen eingreifen und so für etwas größeren Anteil der Gastgeber am Support sorgen. Zum Start des
zweiten Abschnittes gibt es übrigens auf beiden Seiten pyroteschnisches Material zu sehen, beim SC Preußen in Form von Rauch
in den Vereinsfarben grün und schwarz. Das zieht die übliche Durchsage des Stadionsprechers nach sich, daß man
so etwas nicht möge und die Fans "sich und andere" dadurch "gefährden" würden. Übrigens gibt es auf Osnabrücker
Seite ein großes Banner "Anti Violenzia", das in einem freigehaltenen Block ausgelegt und mit "Gemeinsam für ein
friedliches Derby" weiter ausgeführt wird. So ganz mehrheitsfähig scheint die Gewaltfreiheit dann allerdings doch
nicht innerhalb des Gästeblocks zu sein, denn unter anderem wird ein umgeschnittenes Münsteraner Transparent (Zaunfahne 48150)
präsentiert, das man wohl nicht beim gemeinsamen Blümchenpflücken mit den Preußen-Fans als Geschenk bekommen haben
dürfte.
Als das Preußen-Stadion 1926 erbaut wurde, hatte es ein Fassungsvermögen von 40000 Plätzen und galt als eines
der modernsten Fußballstadien Deutschlands. Inzwischen dürfen noch 15050 Menschen in die Anlage eingelassen
werden, und trotz wiederholter Sanierungen würde sie wohl von niemandem mehr als modern bezeichnet werden. Zum
einen gibt es die immer noch offenen Traversen in den Kurven, dazu kommt eine seit Ende 2008 überdachte
Gegenseite sowie die Haupttribüne, die im Anschluß daran erneuert wurde und Schlagzeilen machte, als am 17.
Januar 2009 Teile des Rohbaus kollabierten, wobei zwei Bauarbeiter verletzt wurden. Dennoch konnte die
Tribüne im August des Jahres planmäßig eingeweiht werden und stellt seitdem den neuesten Teil des
Preußen-Stadions dar - danach wurde allerdings noch eine elektronische Anzeige installiert (2010) und die
Flutlichtanlage erneuert (2011). Von Tisch ist dagegen der völlige Neubau des Stadions als "Preußen-Park",
der von 1994 bis 2000 in Planung war, dann aber an einer Anwohnerklage gescheitert ist.
Alternativbericht von P. David Zimmer |