FC Porto vs. SL Benfica 1:1
50110 Zuschauer
Wenn der Adler auszieht, um die seit Generationen währende Fehde gegen den Drachen fortzusetzen und das Estádio do Dragão Reptil im eigenen Nest zu stellen, ist man meistens inmitten einer Fantasy-Geschichte - oder aber beim Fußball, denn genau so kann man das Spitzenspiel der portugiesischen Superliga umschreiben, bei dem es für den Adler in Form von Sport Lisboa e Benfica - meist entweder mit SL Benfica, Benfica oder SLB abgekürzt - am heutigen Tag ins Drachenstadion des FC Porto geht, wo man den Blau-Weißen mit einem Auswärtssieg die Tabellenführung entreißen könnte. Die beiden Teams dominieren den Fußball ihres Landes fast nach Belieben und 31 Meisterschaften des Clubs aus Lissabon stehen 23 Titel für Porto gegenüber, allerdings mit einer klaren Tendenz für die Nordportugiesen, die in diesem Jahrtausend bereits fünf Titel gewonnen haben (und nicht zuletzt einmal die Champions League gewinnen konnten), während Benfica im gleichen Zeitraum gemessen an den eigenen Ansprüchen ernüchternderweise nur zweimal Landesmeister wurde und seit 1983 (UEFA-Cup) keinen internationalen Titel mehr an den Rio Tejo holen konnte.
In der Anfangsphase neutralisieren sich die Teams weitgehend gegenseitig mit einem leicht überlegenen FC Porto, der jedoch Probleme hat, dieses Übergewicht in Chancen zu verwandeln. Der SL Benfica präsentiert sich erst mal abwartend, hat aber die Lage zumeist unter Kontrolle und beginnt nach ungefähr einer halben Stunde, selbst mehr und mehr nach vorne zu arbeiten. Als man sich bereits darauf einstellt, mit einem Unentschieden in die Pause zu gehen, beißt der Adler in der Nachspielzeit des ersten Abschnitts doch noch zu und es ist Yebda, der nach einem Eckstoß per Kopf die Führung für Benfica erzielt. Im zweiten Abschnitt erhöhen die Gastgeber das Tempo, doch wirklich gefährlich wird es selten für die Gästeabwehr und der SLB ist bei seinen Kontern zumeist gefährlicher als die Angriffe des FC Porto, bis es in der 70. Minute zu einer Szene kommt, über die noch lange diskutiert werden wird. Portos Lissdandro Lopez fällt im Strafraum - wie zahlreiche Wiederholungen im TV belegen, ohne von Gegenspieler Yebda berührt worden zu sein -, aber der Schiedsrichter verhängt einen Elfmter gegen Benfica und zeigt dem ungläubig grinsenden Yebda die gelbe Karte. Lucho Gonzales vollstreckt mit einem strammen Schuß in die Tormitte und danach fällt kein weiterer Treffer mehr, auch wenn beide Mannschaften mit dem Remis unzufrieden sind und die Entscheidung erzwingen wollen.
Die Fans des FC Porto präsentieren zu Beginn der Partie eine recht aufwändige Choreographie, wobei hinter einem Tor ein Stadtbild aus Doppelhaltern dargestellt wird und gegenüber blau-weiße Strahlen von einem Zeichen der Gastgeber ausgehen, während sich die Längsseiten mit blau-weißen Karos dekorieren. Insgesamt kann die Aktion als gelungen bezeichnet werden, auch wenn die Karos zum Teil etwas löchrig werden und sich zudem die Frage stellt, warum man das Hauptmotiv neben den Gästefans darstellt, denen man doch normalerweise im Wesentlichen die Botschaft überbringen will. Der Gästeblock ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr locker gefüllt, denn die Sicherheitskräfte lassen einen Großteil der Benfica-Fans erst nach und nach ins Stadion, so daß es im Bereich der Away-Supporter erst im Verlauf der ersten Hälfte nach und nach voller wird - die letzten betreten den Ground gerade rechtzeitig, um das Führungstor ihres Teams zu sehen. Support per Gesang gibt es natürlich auch, wobei beide Seiten einen beträchtliche Lautstärke erreichen können und ein abwechslungsreiches Programm abspulen, die Heimfans allerdings in der Phase zwischen dem Rückstand und dem Ausgleichstreffer spürbar ruhiger werden. Nach dem Ausgleich legen beide Seiten noch mal nach, wobei es dem Großteil der Gästefans noch gar nicht klar sein dürfte, wie lächerlich die Elfmeterentscheidung war, die auf der anderen Seite des Stadions verhängt wurde - viele sehen es dann erst nach Abpiff genauer, als die Szene während der halbstündigen Blocksperre in den Fernsehern unterhalb der Tribüne gezeigt wird.
Das Estádio do Dragão (sprich: 'Dragon' mit französisch wie in Waggon ausgesprochener Endung) wurde zur Fußball-EM 2004 erbaut und ist seither anstelle des zuvor genutzten Estádio Antas die Heimstädte des FC Porto. Unweit der früheren Spielstätte gelegen, kommt es als hochmoderne Arena daher, der die UEFA fünf von fünf Sternen zugeteilt hat und in der unter anderem die Eröffnungsfeier der EM stattfand sowie ein Halbfinale. Es ist sowohl von der Kapazität her (50948 zu 51211 Plätze) als auch von der Bestückung mit blauen Sitzschalen seinem Vorgänger vergleichbar, hat jedoch eine kreisrunde Grundform, während das Antas eine klassische 'Schüssel' war, und ist vor allem komplett mit einer transparenten Überdachung gedeckt, während das alte Stadion fast ohne jede Überdachung auskommen mußte. Obwohl es bei Spielen wie den heutigen an seine Kapazitätsgrenze stößt, hat man hinter den Toren auf einen Oberrang verzichtet - hier gibt es eine größere Lücke zwischen den Tribünen und dem rundumlaufenden Dach - und nur auf den Längsseiten eine zweistöckige Konstruktion gewählt, wobei gerade das die charakteristische Form des "Drachenstadions" ausmacht - zusammen mit dem außen auf der gut von der Autobahn aus zu sehenden Stadion angebrachten Drachensymbol, das sofort klar macht, in wessen 'Höhle' man sich hier wagt.
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