FC St. Pauli |
28.10.2014, Millerntor-Stadion, DFB-Pokal |
Am Millerntor treffen sich heute zwei Gebeutelte, wobei die Gastgeber vom FC St. Pauli,
die in der zweiten Liga unversehens in den Abstiegskampf geraten sind, wohl sehr gerne die Probleme
des BVB hätten. Der kommt in der Liga einfach nicht in die Gänge und rutscht ebenfalls in der Tabelle
immer weiter nach unten - allerdings in der Bundesliga - und könnte am Wochenende nach einer Niederlage
beim FC Bayern auf den letzten Tabellenplatz abrutschen und konterkariert so, dass man in der UEFA Champions
League, wo man nach der "Hinrunde" der Gruppenspiele ohne Gegentreffer mit neun Punkten und Toren dasteht.
Auch im DFB-Pokal hat der BVB die erste Runde überstanden - es gab ein 4:1 gegen die Stuttgarter Kickers -
und jetzt schaut man fast ängstlich auf die Kiezkicker, gegen die ein Erfolgserlebnis her soll, um
auch im nationalen Fußball wieder in Tritt zu kommen. Für den FC St. Pauli ist das heutige Spiel eher eine
Sonderverstanstaltung, auf die man sich irgendwie freut, aber die wenigsten rechnen damit, daß man die
Krise des BVB ernsthaft ausnutzen kann, sondern man hofft eher, die Niederlage in Grenzen zu halten und
dadurch Selbstvertrauen für den Zweitligabstiegskampf zu gewinnnen.
Die Partie steht dann ganz im Zeichen des Favoriten, der heute überhaupt keine Probleme hat und die
Braun-Weißen von Beginn an mit energischen Angriffen unter Druck setzt, mit denen die Gastgaber zu keinem
Zeitpunkt der Partie zurechtkommen. Die ersten großen Chancen von Marco Reus und Mats Hummels werden
noch vergeben bzw. gehalten, aber bevor man beim BVB wieder über Abchlussschwäche und Kontergegentore
zu Grübeln beginnen kann, ist es Ciro Immobile, der in der 32. Minute seine Farben in Führung bringt,
und noch vor der Pause ist es dann Reus, der einen schönen Spielzug über Immobile zum 0:2 abschließt und
damit schon fast alle Zweifel am Ausgang der Partie beseitigt. In der zweiten Hälfte ist Langeweile angesagt,
denn Borussia Dortmund schaltet zwei Gänge zurück und St. Pauli hat nicht die Kraft, nochmal eine Aufholjagd
zu starten, wenn man von wenigen gefährlicheren Aktionen der Paulianer absieht. Kurz vor Schluß erhöht dann
Shinji Kagawa auf 0:3 und man geht auseinander und beide Seiten werden sich wohl ihre eigenen Gedanken
darüber machen, was die heutige Partie jetzt bedeutet hat - neben der Tatsache, dass der BVB ins Achtelfinale
des DFB-Pokals eingezogen ist.
Die Partie startet mit einer Choreographie der Ultras St. Pauli, die sich hierfür kein besonders Thema zu
Eigen machen, sondern einfach Vereinszeichen und Farben des FC St. Pauli für sich sprechen lassen. Auch
wenn auf dem Platz von Anfang an wenig für die Gastgeber spricht, tut das der Stimmung auf den Rängen
auf Heimseite keinen Abbruch und man feiert tüchtig, um dann mit einem Pyro-Intro in den zweiten
Abschnitt zu gehen, dass das Stadion mit diversen bengalischen Feuern in rotes Licht taucht. Optisch haben
die Fans von Borussia Dortmund heute wenig dagegenzuhalten - ein paar Fahnen und Doppelhalter halt, also
mehr oder weniger "das Übliche". Akustisch nimmt man dagegen die Herausforderung an und brüllt sich die
Seele aus dem Leib, so daß es zumindest auf den Rängen den echten Pokalfight gibt, den man sich am
Millerntor auf dem Rasen von der eigenen Mannschaft erhofft hatte.
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