Zenit St. Petersburg |
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25.02.2014, Petrovski, UEFA Champions League |
Der FK Zenit St. Petersburg ist ein russischer Fußballverein, der 1925 unter dem Namen Stalinez gegründet und
1940 in Zenit Leningrad umbenannt wurde, um mit der Rückbenennung Leningrads in St. Petersburg zum heutigen
Namen zu kommen. Einen ersten Erfolg feierte man auf nationaler Ebene, als man im Kriegsjahr 1944 Pokalsieger
wurde. In den 1970er Jahren kam es beim Club aus St. Petersburg, der mit knapp 5 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt
Rußlands und viertgrößten Europas, zu einem Aufschwung, der in diversen Europapokalteilnahmen und schließlich
dem sowjetischen Meistertitel von 1984 resultierte. So richtig los ging es in St. Petersburg erst in den
letzten fünfzehn Jahren, in denen es zwei weitere Pokalsiege, drei russische Meisterschaften - alle ab 2007 -,
zwei Superpokale und mit dem UEFA-Pokal-Sieg 2008 auch erste internationale Ehren gab, dem man den
Europäischen Superpokal folgen ließ. In einer denkbar knappen Vorrundengruppe mit dem überragenden Gruppensieger
Atlético de Madrid (16 Punkte) konnte sich der FK Zenit mit nur sechs Zählern als schwächster Gruppenzweiter ins
Viertelfinale der Europa Champions League 2013/14 durchmogeln, wobei der Gruppendritte FC Porto, ebenso wie der
vierplazierte FK Austria Wien, nur einen Punkt weniger auf ihr Konto bringen konnten als die Russen, denen am Ende
ein Heimsieg, drei Unentschieden daheim sowie ein Sieg in Porto für die Qualifikation reichten. Heute wird man
sicherlich einen Sieg vorlegen wollen, wenn es gegen den Vorjahresfinalisten Borussia Dortmund geht und man
sich ein brauchbares Torepolster für das Rückspiel schaffen will.
Etwas kontraproduktiv aus Sicht der Hausherren ist sicherlich, daß man einen klassichen Fehlstart erwischt und
bereits mit zwei Treffern in Rückstand ist, bevor man sich so richtig auf dem Platz befindet. In der 4.
Spielminute setzt sich Marko Reus gegen eine Vielzahl von Gegenspielern durch, die ihn - mit nicht immer
regelkonformen Mitteln - bremsen wollen und paßt im Fallen auf Henrik Mkhitaryan, der das Leder aus der Drehung
einschießt, und zwei Minuten später ist es Reus selbst, der sich im Strafraum durchsetzt und das Leder mit
links im kurzen Eck unterbringt. Bis zur Halbzeit läuft so gut wie gar nichts für Zenit, das leicht höher in
Rückstand geraten könnte. Es bleibt jedoch beim 0:2, und in der zweiten Hälfte spielen die Russen besser mit
und kommen schließlich nach einer knappen Stunde zu einem Anschlußtreffer, an dessen Berechtigung beim Gegner
gezweifelt wird, da Rondon während der Szene kurz im Abseits gestanden, später ins Spiel eingegriffen und
den Pfosten getroffen hat, bevor Shatov das Leder über die Linie bringt. Nur drei Minuten später stellt der
BVB durch Robert Lewandoswki, dem perfekt von Lukasz Piszczek aufgelegt wird, den alten Abstand wieder her.
Auch den erneuten Anschlußtreffer, den Hulk durch einen umstrittenen Foulelfmeter besorgt, können die
Westfalen beantworten, für die erneut Lewandowski in der 71. Minute das 2:4 erzielt, bei dem es schließlich
bleibt, wobei der starke Reus erneut mit Balleroberung im Mittelfeld und Zuspiel an den Torschützen beteiligt
ist - eine bessere Ausgangslage für das Rückspiel hätten sich die Westfalen kaum schaffen können.
Die Heimkurve im Petrovski Stadion ist heute gesperrt, wofür die Zenit-Fans bei der letzten Partie selbst
gesorgt haben. Die haben nicht den allerbersten Ruf, wozu wir hier die Kollegen von
11 Freunde zu Worte kommen lassen wollen: "Teile der Zenit-Fans scheinen ausgemachte
Arschlöcher zu sein. So sprach sich die 'Landscrona', der größte Fanklub des Vereins, im Dezember 2012 in
einem Manifest gegen homosexuelle und dunkelhäutige Spieler im Zenit-Kader aus. Wenige Monate zuvor
verzichtete der französische Mittelfeldspieler Yann M´Vila aus Furcht vor den Fans auf einen Wechsel nach St.
Petersburg. Der Brasilianer Roberto Carlos wurde einst mit kiloweise Bananen aus dem Zenit-Fanblock beworfen.
Nach rassistischen Anfeindungen und dem exzessiven Gebrauch von Feuerwerkskörpern im letzten Champions-League-
Gruppenspiel gegen Austria Wien wurde der Klub für das Spiel gegen Dortmund mit einer Teilsperrung des
heimischen Petrowksi-Stadions bestraft. Und plötzlich machen Stadionverbote irgendwie Sinn." So sind die BVB-
Fans vorm Spiel ausdrücklich vor auffälligem Verhalten in der Stadt gewarnt worden und werden von einem
gemeinsamen Treffpunkt, zu dem man per Taxi zu kommen aufgefordert wurde, mit Bussen zum Spiel gefahren.
Zwischenfälle gibt es trotzdem, wobei unter anderem von einem Kneipenüberfall vom Vortag sowie diversen
aufgeplatzten Lippen und einer kleineren Anzahl von Nasen- und einem Jochbeinbruch die Rede ist - etwa 60
betroffene Fans haben sich demnach bei der BVB-Fanbetreuung gemeldet, denen zusätzlich teilweise die
Smartphones geraubt worden sein sollen. So packen die meisten entsprechend der Empfehlung erst an den Bussen
oder im Stadion ihre Fanutensilien aus, dominieren dann aber angesichts der Kurvensperre auf Zenit-Seite
eindeutig das Geschehen, wobei die St. Petersburger mit einer Schalparade, etwas Support sowie einer
Pyroaktion beim Stande von 2:4 auffallen, im Stadion aber alles ruhig bleibt. Nach dem Abpfiff gibt es für die
Gästefans eine etwa einstündige Blocksperre - obwohl die russischen Anhänger nach wenigen Minuten aus dem
Stadion verschwunden sind - und dann wird man mit den Bussen - soweit nicht direkt zum Flughafen - zu einem
Punkt ungleich dem Abfahrtspunkt der Busse gebracht, wo es angeblich zahlreiche Taxis geben soll, die dann
aber nur sehr spärlich eintreffen, so daß man sich mehr oder weniger indivduell um die Rückfahrt zu den Hotels
kümmen muß.
Das Petrovski Stadion ist ein eher älteres Schätzchen, das vor allem durch die typischen "Ostblock"-
Flutlichtmasten auffällt, die einen Fußballplatz mit Laufbahn und darum verlaufende Zuschauerränge beleuchten,
die zwar UEFA-konform als Allseater gehalten sind, aber vor allem wegen der weitgehend fehlenden Überdachung
des Stadions, das nur auf der Hauptseite - und selbst dort nur in Ansätzen vorhandener - Überdachung einen alles
andere als zeitgemäßen Eindruck macht. Die Anlage dient dem FK Zenit seit 1993 als Heimstätte, wurde aber
bereits 1925 auf eine Insel in der - zu dieser Jahreszeit zugefrorenen - Neva errichtet,
was schon damals für viel Kritik sorgte. Bei Spielen wie heute schafft es zusätzliche Problemen, da es nur
einen über Brücken erreichbaren Eingang gibt, so daß beim Einlaß keine Fantrennung möglich ist. Die
Gesamtkapazität des Petrovski hat in den 1960er Jahren einmal 33000 Zuschauer betragen, ist inzwischen aber auf
21570 gesenkt worden, seit die Anlage 1994 für die Goodwill Games umgebaut worden war. Von 1950 bis 1992 hatte
Zenit im deutlich größeren Kirov-Stadion gekickt - hier paßten 72000 Menschen hinein -, das jedoch inzwischen
den Baggerschaufeln zum Opfer gefallen ist. Da das Petrovski Stadion nicht wirklich dem Anspruch des FC Zenit
entspricht und als Hemmnis der weiteren Entwicklung Zenits gilt, plante man in St. Petersburg den Bau der
hochmodernen Gazprom-Arena, die über einen ausfahrbaren Rasen und ein verschließbares Dach verfügen soll. Die
Anlage ist bereits seit 2007 im Bau und sollte schon 2010 fertiggestellt werden, doch ihre Komplettierung
stand aufgrund explodierender Baukosten, die inzwischen die 900-Millionen-Euro-Marke deutlich überschritten
hatten, in den Sternen - jetzt soll sie aber im Jahre 2017 erfolgen, so daß zur Fußballweltmeisterschaft im
darauffolgenden Jahr in St. Petersburg gekickt werden kann. Es ist auch tatsächlich wahrscheinlich, daß
dieser Termin letztendlich eingehalten wird, denn das prestigeträchtige Projekt "WM in Russland" dürfte wie
schon die gerade beendeten Olympischen Winterspiele in Sotchi mit staatlichem Geld abgesichert werden. Der
Umzug in die auf der Kreuzinsel gelegene neue Anlage wird dann für den FK Zenit die Rückkehr an die alte
Wirkungsstätte bedeuten, denn exakt hier hat bis 2007 das Kirow-Stadion gestanden, ehe es für die Baustelle
weichen mußte.
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