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FC Thun |
Supporters FC Thun (nicht ganz aktuell) |
Schweizerischer Fußballverband Deutscher Fußballverband UEFA |
Ultras Wolfsburg |
11.07.2004, Stadion Lachen, UI-Cup |
Der FC Thun trifft in der zweiten Rundes in des UI-Cups auf den dritten italienischen Vertreter im Wettbewerb in Gestalt des VfL Wolfsburg.
Das mag zwar etwas seltsam klingen, stimmt aber, denn angesichts der Tatsache, daß der italienische Verband kein Team gemeldet hat, konnten
die "Wölfe" nachrücken, denn damit konnte der DFB einen vierten Vertreter zum Wettbewerb melden und aufgrund einer weiteren Absage - von
Hansa Rostock - kam dann eben der VfL zum Zuge. Ganz ohne Folge bleibt seine Einstufung als "italienischer" Club aber nicht, denn man trifft, sollte
man weiterkommen, bereits in der nächsten Runde auf den HSV, was anders nicht möglich gewesen wäre. Die zu erreichen sollte aber schwer genug werden für die Grün-Weißen, denn der FC Thun setzte sich nicht nur in der ersten Runde des Wettbewerbs gegen Gloria Bistrita aus Rumänien durch, sondern nahm den Schwung mit ins Hinspiel, wo der Außenseiter in der VfL-Arena mit 3:2 gegen Wolfsburg gewann. Damit sollten die Kicker aus dem Berner Oberland auch in Deutschland bekannt sein, was vorher offensichtlich nur bedingt der Fall war, amüsiert man sich doch im Programmheft zum heutigen Tag beim FC Thun darüber, daß das Spiel im ZDF-Videotext als "VfL Wolfsburg - FC Thunfisch" angekündigt gewesen sein soll. Ob verselbständigte Eselsbrücke oder mißlungenes Diktat - noch mal wird das den Herren und Damen beim Deutschen Fernsehen wohl nicht passieren.
Nachdem der VfL Wolfsburg in der Anfangsphase die aktivere Mannschaft ist und die Eidgenossen erst mal auf ihre Chance warten, kann der FC Thun nach
22 Minuten mit dem Treffer zum 1:0 das Kommando übernehmen und weiter daran arbeiten, sich ins Gedächtnis des deutschen Medien und Fans einzuprägen. Eine Direktabnahme aus wenigen Metern wirft die Frage auf, wie der Thuner Lustrinelli so frei stehen konnte und kehrt das Moment des Spiels um 180 Grad. Jetzt sind die Hausherren am Drücker und noch vor der Halbzeit erhöhen die Schweizer auf 4:0, wobei es zweimal Proteste von Seiten des VfL gibt, einmal wegen einer angeblichen Abseitsposition, einmal, weil man den wohl berechtigten Elfmeter - das wird später sogar auf der Website der Wölfe eingeräumt - nicht akzeptieren will, bei dem Torhüter Jentsch zusätzlich die gelbe Karte bekommt, aber wohl auch bei einer roten Karte nicht ernsthaft hätte klagen können. Nach dem Seitenwechsel haben die Hausherren aus ihrer Sicht genug getan und schalten ein bis zwei Gänge zurück, während der VfL
nicht mehr an seine Chance glaubt, so daß die Partie immer mehr zu einer Art Trainingsspiel wird. Das bringt immerhin noch eine Ergebniskosmetik für die Wolfsburger, aber klarer Sieger bleiben am heutigen Tag wie in der Addition der beiden Spiele die Kicker vom FC, der jetzt gegen den HSV nachlegen kann.
Die Fans des FC Thun zeigen sich schon zu Beginn so optimistisch, wie man
es nach einem Auswärtssieg im Hinspiel erwarten darf, und fordern die HSV-Fans
per Transparent auf "Stellt uns das Bier kalt". Die Anhänger der Wölfe - etwa 60 an der Zahl - haben sich in der Kurve hinter einem Tor eingefunden und da reichlich mit Transparenten dekoriert, um beim Intro zusätzlich zahlreiche Schwenkfahnen und Doppelhalter zu präsentieren. Am Anfang halten die Wolfsburger Fans per Sprechchor gegen die auf gleiche Art supportenden Fans der Hausherren, angesichts der katastrophalen Leistung seiner Mannschaft wird man dann aber zunehmend leiser und am Ende gibt es verständlicherweise Mißfallenskundgebungen gegen den VfL aus den eigenen Reihen. Der Stadionsprecher des FC Thun kartet dagegen noch mal gegen das ZDF nach und gibt zum besten, daß die "Thunfische" zum zweiten Mal zugebissen haben - bleibt also abzuwarten, ob auch dem HSV ein Schicksal als Fischfutter beschieden ist.
Das Stadion Lachen präsentiert sich insgesamt eher hausbacken und ist Teil eines Sportkomplexes, zu dem auch die benachbarte Sporthalle gehört.
Es verfügt über eine kleine überdachte Tribüne, die den Teil einer Längsseite ziert und neben der ein kleines gemauertes quaderförmiges Gebäude steht.
Dazu gibt es einige Stufen, mit denen der Rest der Anlage ausgebaut ist - freilich in größerem Abstand, wie die raumgreifende Tartanbahn erfordert, die um das Spielfeld herum verläuft. Auf der Gegenseite gibt es noch ein Marathontor - verziert mit den olympischen Ringen - und die Ecken der Anlage sind mit Flutlichtern im klassischen Design ausgerüstet. Eine Anzeige gibt es nicht, aber der wahre Blickfang des Stadions Lachen ist freilich ohnehin die eindrucksvolle Kulisse, die die nahegelegenen Hochalpen beim Blick in südliche Richtung bieten. Insgesamt handelt es sich um eine recht sympathische Anlage, die aber mit ihrem Ausbaugrad in Deutschland wohl nicht mehr als eine Regionalligazulassung erhalten könnte, und so kann es nicht verwundern, daß es in Thun Pläne zur Neugestaltung des Stadions gibt, was als Voraussetzung gesehen wird, sich langfristig in der Schweizer Eliteliga halten zu können. Nachdem das Stadion Lachen vor wenigen Jahren bereits renoviert werden mußte, um auch nur die Zulassung zur Nationalliga B zu bekommen, gibt es jetzt Pläne zur Errichtung eines 120-Millionen-teuren Sportzentrums in Thun-Süd, das freilich mit der geplanten Kapazität von 6000 Zuschauern nicht die Maßstäbe aus den Augen verliert, die durch die gerade mal 40000 Einwohner des Städtchens am Fuße der Alpen vorgegeben werden.
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