TSV Amicitia Viernheim vs. FC 07 Heidelsheim 0:1
300 Zuschauer
Einen Verein namens Amicitia Viernheim gibt es bereits seit 1909, und man kann auf einige Erfolge zurückblicken, zum Beispiel den Gewinn des Süddeutschen Pokals von 1932 und der Teilnahme am erstklassigen Fußball in Form der Gauliga von 1935 bis 1939. Nach dem Krieg stieg man immerhin 1957 in die zweitklassige 2. Oberliga Süd auf und schaffte es auch nach der Einführung der Bundesliga 1963 durch die Qualifikation zur Regionaliga Süd zunächst, diese Spielklasse zu halten, stieg jedoch ein Jahr später ab. Danach ging es für Amicitia Viernheim bis in die Bezirksliga hinunter, wieder bis in die Oberliga hinauf und zurück in die Kreisklasse, bevor man in der Verbandsliga Nordbaden landete, an deren Spielbetrieb Amicitia noch heute teilnimmt. Genau genommen handelt es sich freilich um einen neuen Verein, denn die bisherige SpVgg Amicitia Viernheim schloß sich zum 1. April 2008 mit dem TSV Viernheim zusammen und tritt seither folgerichtig als TSV Amicitia Viernheim auf. Momentan schrillen bei dem neuen Club die Alarmglocken, denn statt des erhofften Aufschwungs findet man sich im Tabellenkeller wieder und man trifft heute als Drittletzer der Tabelle auf den punktgleichen Vorletzten FC 07 Heidelsheim, was einmal die Perspektive gibt, den Tabellenkeller mit einem Sieg erst mal zu verlassen, andererseits würde eine Niederlage die Situation weiter verschärfen und für den Viernheimer Trainer Reiner Hollich - zuletzt mit schon arg auffälligen Treueschwüren der Vereinsführung überschüttet - dürfte selbst ein Remis zu wenig sein, um bei Amicitia eine Zukunft zu haben.
Die Geschichte der Partie ist schnell erzählt und sie hat für die Gastgeber, deren Heimatort übrigens trotz der Teilnahme am badischen Fußball in Nordhessen liegt, alles andere als ein Happy End. Die spielerischen Mittel reichen nicht aus, um die Abwehr der äußerst defensiv eingestellten Heidelsheimer zu knacken, und von Kampf ist auf Seiten der Gastgeber kaum etwas zu sehen, dabei hatte man doch nach einem als unglücklich empfundenen 3:3 beim Spitzenteam SpVgg Neckarelz gemeint, auf dem richtigen Weg zu sein. Heute ist man nicht nur selbst ungefährlich, sondern begünstigt auch noch mit einem bösen Fehlpaß im Mittelfeld den Alleingang von Heidelheims Isa Kaykun, den er nach Umkurven von Amicitia-Goalie Dirk Weckbach mit dem Treffer zum 0:1 abschließt. Danach stellt der FC 07 die schon zuvor kaum vorhanden Offensivbemühungen gänzlich ein und der Rest der Partie wird zu einem zähen Schauspiel, bei dem der eine nicht kann und der andere gar nicht erst will. Für die Zuschauer ist das nicht schön anzusehen und der Abpfiff von Schiedsrichter Dominik Bartsch nach viel zu langer Nachspielzeit ist letztlich für die meisten eine Erlösung. Erlöst werden dürfte jetzt auch bald Reiner Hollich, denn die Zeichen in Viernheim stehen auf alles andere als Amicitia (Freundschaft).
An einem unzureichenden Stadion kann die sportliche Misere bei Amicitia Viernheim auf jeden Fall schon mal nicht liegen, denn das Waldstadion bietet den Südhessen so ziemlich alles, was sich andere Clubs von ihren Anlagen wünschen könnten. Zum einen gibt es hier das eigentliche Stadion, auf dessen Tribüne man sofort blickt, wenn man die Anlage betritt. Diese Tribüne mit ihrer Überdachung, die von hier betrachtet durch aufgebrachte Solarzellen einen etwas echsenähnlich wirkenden Kamm zu haben scheint, bietet Platz für immerhin 800 Leute, die sich auf Holzbänken niederlassen können. Genau genommen finden noch mehr Leute darauf Platz, da es hinter den eigentlichen Plätzen einen längeren Absatz gibt, auf dem Verkaufsstände aufgebaut sind - von Getränken über Kaffee und Kuchen bis hin zu Bratwürsten umfaßt das Angebot alles, was man auf einem Fußballplatz erwarten könnte - und wo zudem noch ein paar Holzbänke mit Tischen aufgebaut sind. Der Rest der Anlage ist mit zwei bis vier Stehplatzstufen ausgebaut, die größtenteils nur den unteren Bereich des Graswalls umfassen, an dem sie angebracht sind, so daß man das Stadion schnell für größere Zuschauerzahlen erweitern könnte, wobei die offizielle Kapazität mit 4000 Leuten bereits jetzt zu niedrig angegeben zu sein scheint. Bietet schon dieser Hauptplatz beste Bedingungen, ist es damit nicht einmal getan. Im 90-Grad-Winkel zum Hauptplatz gibt es noch zwei parallel zueindander liegende Nebenplätze hinter der Gegenseite. Beide Plätze sind mit Stufen ausgebaut, wobei einer als Rasen- und der andere als Grandplatz daherkommt und der Ausbau vor allem am Rasen-Nebenplatz schon über einiges hinausgeht, was bei anderen Vereinen dieses Levels als Hauptplatz herhalten muß.