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Legia Warszawa |
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stowarzyszenie.net Torcida Górnik Torcida Germania (deutsch) |
31.10.2010, Stadion Wojska Polskiego, Ekstraklasa |
Wenn Legia Warszawa und Górnik Zabrze aufeinandertreffen, handelt es sich um ein Spiel zweier Clubs, die wohl zu
den bekanntesten ihres Landes gehören, auf jeden Fall aber zu den erfolgreichsten. 22 Meistertitel stehen heute
auf dem Platz, wobei die Gäste zusammen mit ihrem Lokalrivalen Ruch Chorzow mit 14 Titeln Rekordmeister des Landes
sind, und der frühere Armeeclub aus Warschau achtmal den Meistertitel feiern durfte und damit in dieser Kategorie
hinter Wisla Kraków auf Platz vier steht. Aktuell auf Platz vier liegend kann Górnik bei vier Punkten Rückstand ein
wenig von der ersten Meisterschaft seit 1988 träumen, während der letzte Meistertitel Legias nicht ganz so lange
zurückliegt und von 2006 datiert, die 1916 gegründeten Hauptstädter allerdings auf Platz acht liegend weit von
Meisterschaftshoffnungen entfernt dastehen. International blieb beiden Clubs der ganz große Wurf übrigens versagt, auch
wenn man ihm mehrmals nahekam - so stand Górnik Zabrze 1970 im Finale des Europapokals der Pokalsieger und unterlag
in Wien vor 7968(!) Zuschauern 1:2 gegen Manchester City. Im gleichen Jahr schaffte es Legia ins Halbfinale der Königsklasse
und schied gegen Feyenoord Rotterdam aus - 1991 kam man erneut so weit und scheiterte an Manchester United.
In der ersten Halbzeit sind die Hausherren das bessere Team und man nähert sich immer wieder dem Strafraum von Górnik Zabrze,
wo die Herrlichkeit von Legia ein Ende findet. Immer wieder bleiben die Angriffe der Gastgeber in der Defensive des Gegners
stecken und Tormöglichkeiten bleiben Mangelware - bei Seitenwechsel kann man bei nachsichtiger Sichtweise von bislang zwei
Möglichkeiten für Legia sprechen. In der zweiten Hälfte kommt es dann noch schlimmer für das Team aus Warschau, denn die 53.
Minute bringt ihm auch noch den Rückstand, als die Gäste einen ihrer wenigen Konter vortragen und nach Angriff über links in
die Mitte spielen, wo Daniel Sikorski für das 0:1 sorgt. Legia versucht, auf den Ausgleich zu drängen, kommt aber weiterhin
kaum zu Chancen, so daß alles auf einen Auswärtssieg hindeutet, bis es die Gastgeber schaffen, die Partie in den Schlußminuten
noch zu drehen, als in der 88. Minute Miroslav Radovic nach einem Freistoß von rechts per Kopf trifft und drei Minuten
später eine fast identische Situation zum diesmal per Fuß erzielten 2:1 durch Bruno Mezenga führt. So feiert Legia am
Ende der Partie einen überraschenden Comeback-Sieg, während man in Zabrze damit hadern muß, sich die gute Abwehrleistung mit
zwei Blackouts bei Standardsituationen selbst zunichte gemacht zu haben.
Nachdem die Fanszene von Legia Warszawa längere Zeit mit der Vereinsführung über Kreuz war und die Heimspiele der Hauptstädter
boykottierte, scheint man sich inzwischen wieder zusammengerauft zu haben - zumindest ist der Fanboykott beendet. Die aktiven
Anhänger von Legia finden sich in einem Hintertorbereich zusammen, wo man zahlreiche Transparente präsentiert - darunter eins
von den befreundeten Fans des FC Den Haag - und für massiven akustischen Support sorgt, an dem sich immer wieder die Anhänger auf
der Haupttribüne sowie die Heimfans hinter dem anderen Tor beteiligen. Aus Gornik hat sich eine mehr als vierstellige Zahl von
Fans in die Haupststadt aufgemacht und hier sorgt man - unterstützt von Anhängern des GKS Kattowitz, zu denen die Górnik-Fans eine Freundschaft unterhalten - ebenfalls für Support und hält dagegen, so gut es geht. Nach dem 1:0 für ihre Farben zelebrieren die
Gästefans ihre Freude mit einer minutenlangen Oberkörper-frei Aktion, an der sich fast der ganze Block beteiligt, aber am Ende ist
es dann ja doch der Legia-Anhang, der etwas zu feiern hat und das auch ausgiebig tut.
Das Stadion Wojska Polskiego (Stadion der polnischen Armee) ist offiziell nach Józef Pilsudski benannt, der von 1918 bis 1922
Staatspräsident war, so daß die komplette Bezeichnung der Anlage Stadion Wojska Polskiego imienia Marsza?ka Józefa Pilsudskiego
lautet. Sie wurde zwischen 1927 und 1930 erbaut und seit ihrer Eröffnung mit einem Spiel von Legia gegen Europa Barcelona am
9. August 1930 immer wieder renoviert. Die letzte Generalüberholung erfuhr das Stadion zwischen 2007 und 2009 und dies bedeutet
im Klartext, daß während des laufenden Spielbetriebs ein völliger Neubau entstanden ist. Das Ergebnis ist ein modernes Stadion,
in dem auf Naturrasen gekickt wird und das als reiner Fußballplatz auf allen Seiten dicht an den Platz gedrängte Tribünen aufweist,
wobei bei einer Längsseite noch etwas Feinschliff und die Bestuhlung fehlt, deren Installation die Kapazität der Anlage von aktuell
25000 auf 31800 erhöhen wird. Optisch sehr nett geraten ist es vor allem auch von außen, wo ein terassenförmig ansteigender Graswall,
der nachts (zumindest am Spieltag) beleuchtet wird, für ein originelles Aussehen sorgt. Aber auch von innen ist das Armeestadion - seit 2002 im Besitz der Stadt Warschau und von Legia geleast - ein Beispiel dafür, daß man moderne Stadien mit eigenem Charakter bauen kann, die sich von dem oft üblichen Einheitsbei abheben, auch wenn es wohl kaum vermeidbar ist, davon bestimmte Eigenschaften (Allseater, reines Fußballstadion, Komplettüberdachung mit integriertem Flutlicht) zu übernehmen, zumal wenn man ein hohes UEFA-Sicherheitsranking haben will.
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