Kujawiak Włolcławek vs. Rodło Kwidzyn 1:1
150 Zuschauer
Die Geschichte von Kujawiak Włolcławek ist recht chaotisch verlaufen - zumindest, wenn man sich auf die jüngere Geschichte des Teams bezieht. In der Saison 2001/2002 spielte man in der 4. Liga des Landes und nach Aufstiegen 2002 und 2003 stand das Team in der 2. Liga, wo man einen guten 8. Platz belegte. Der damals auch im Namen vertretene Hauptsponsor Hydrobudowa fand aber, daß es eine gute Idee sei, mit der Zweitligalizenz nach Bydgoszcz zu ziehen und dort als Zawisza Spółka Akcyjna aufzutreten. Das führte zum einen dazu, daß die zweite Mannschaft des Teams in der 5. Liga als Kujawiak Włolcławek weiter spielte und zum anderen zu heftigen Protesten von Fußballfans im ganzen Land, weil es bereits einen traditionsreichen Viertligisten Zawisza Bydgoszcz gab, den man quasi ersetzen wollte. Inzwischen hat der Spuk ein Ende, da man als Folge von Korruption zunächst aus der Liga geworfen wurde und sich später aufgelöst hat, aber Kujawiak Włolcławek gibt es immer noch - offensichtlich hat man sich vom Mutterverein lösen können - und man spielt inzwischen in der 3. Liga, die man jedoch voraussichtlich wegen einer Reform im polnischen Fußball zum Jahresende verlassen wird. Das gilt auch für den heutigen Gegner von Rodło Kwidzyn, der zwei Punkte vor den Gastgebern steht. Der 1946 gegründete Club hat sich übrigens nach dem an ein 'S' erinnernden Symbol benannt, das auch im Vereinszeichen zu sehen ist. Es wurde während der Deutschen Besatzung als polnisches Symbol anstelle des verbotenen weißen Doppeladlers genutzt wurde und ist somit also ein Zeichen des Widerstandes obwohl es kurioserweise selbst ein wenig der faschistischen Ästhetik ähnelt - symbolisieren soll es den Verlauf der Weichsel mit der Lage der Stadt Krakow (Krakau). Das Rodło-Symbol ist bis heute das Zeichen des Bundes der Polen in Deutschland.
Das Spiel startet mit viel Leerlauf, bevor die Gastgeber nach gut zehn Minuten etwas aufdrehen und zu ihrem ersten Eckstoß kommen, bevor Rodłlo Kwidzyn nach 20 Minuten mit einem Lattentreffer das erste Ausrufezeichen setzt. Danach geht es recht munter hin und her und es gibt Chancen auf beiden Seiten, doch mehr als weitere Ecken springt dabei bis zur Halbzeit nicht heraus. Die zweite Hälfte geht ähnlich weiter wie die erste aufgehört hat und nach fast 70 Minutzen Spielzeit fällt auch endlich das erste Tor des Spiels. Ein diagonaler Kurzpaß findet den zur Halbzeit eingewechselten Maciej Pruszkowski, der mit einem Flachschuß unhaltbar abschließt. Weniger als zehn Minuten später ist der Ball im Netz der Gäste, aber Schiedsrichter Marcin Muszyński erkennt das Tor wegen Torwartbehinderung nicht an - zu unrecht, da der Goalie einfach nur zu spät kommt, um den Kopfball zu verhindern. Fünf Minuten vor Schluß kommt es dann doch noch zum Ausgleich, als sich Andrzej Witkowski ein Herz fast und aus 25 Metern abzieht mit dem Ergebnis, daß sich das Leder über Maciej Czyżniewski im Tor von Rodło ins Eck senkt.
Das Stadion OSIR ist im Süden der Innenstadt Włocławeks an der Kreuzung von Aleja Fryderyka Chopina und Okrężna zu finden. Es besteht im wesentlichen aus einem weiten Oval, dessen Stufen mit Sitzschalen in diversen Farben wie Gelb, Rot und Hellblau ausgestattet sind. Hinter einem Tor fehlen die Schalen ganz, aber Ordner verhindern, daß sich Zuschauer auf diesen 'Stehplätzen' niederlassen, während es sonst im Stadion natürlich kein Problem ist, das Spiel stehend zu verfolgen, es also keinen Sitzplatzzwang oder dergleichen gibt. Auf der Gegenseite gibt es zwei überdachte Bereiche - einen größeren, in dem einfach die üblichen Plastiksitze mit Wetterschutz versehen sind, und einen kleineren, der über Tische verfügt, die an eine Schulklasse gemahnen und der mit einem Schild "Prasa" als Pressebereich ausgewiesen ist - heute von exakt null Journalisten genutzt. Das absolute Highlight der Anlage ist aber zweifelsohne die Haupttribüne, ein kleiner grüner Bau mit gezacktem rotem Dach, das die Stufen in der Mitte einer Längsseite unterbricht und mit einigen hochgesetzten Sitzreihen ausgestattet ist sowie mit Fenstern in der Rückbank, die es sich mit dem dahinterliegenden Gebäude teilt, dessen Räume so zu einer Art Logen werden.