|
Angola vs. Portugal 0:1 |
|
FIFA FIFA Worldcup kicker.de |
|
11.06.2006, Müngersdorfer Stadion/WM-Stadion Köln, FIFA WM 2006 |
Mit Portugal und Angola treffen heute zwei Teams aufeinander, deren Länder eine teilweise gemeinsame Geschichte verbindet - Angola
war bis 1975 portugiesische Kolonie - und daraus folgend auch eine gemeinsame Landessprache. Das macht sicher einen Teil des Reizes dieser Partie aus, hinzu kommt noch die alte Konstellation etablierte Fußballmacht gegen Fußballzwerg, denn das arme und krisengeschüttelte Angola hat sich zum erstenmal überhaupt für eine WM qualifizert, während die Portugiesen mal wieder zum erweiterten Favoritenkreis zählen, obwohl dabei bisher auch nicht mehr als ein dritter Platz herausgesprungen ist (1966) und man beim letztenmal gegen die Außenseiter von USA und Südkorea schon in der Vorrunde hatte die Segel streichen müssen. Das soll diesmal nicht passieren und so müssen die Portugiesen jetzt nachziehen, nachdem Mit-Gruppenfavorit Mexiko sich am Nachmittag mit 3:1 über den zweiten Außenseiter der Gruppe, den Iran, hatte behaupten können.
In der Anfangsphase sieht es so aus, als drohe den afrikanischen Kickern ein echtes Debakel. Schon in der Anfangsminute scheitert Portugal
nur knapp am Führungstor und auch danach wirbelt man die Angolaner mächtig durch die Gegend, so daß das schnelle 1:0 nach vier Minuten ebenso die logische Konsequenz der Kräfteverhältnisse ist wie es der Vorbote für weitere Gegentreffer für Angola zu sein scheint. Tatsächlich kommen die Angolaner aber zunehmend besser in die Partie, die bis zur Halbzeit als interessant und unterhaltsam bezeichnet werden kann, wobei die Kicker aus Portugal weiter die besseren Chancen haben. Die zweite Hälfte fällt dann gegenüber dem ersten Abschnitt mehr als deutlich ab, denn die Portugiesen geben sich jetzt damit zufrieden, das 1:0 zu verwalten und Angola schafft es nicht wirklich, Druck auf das gegnerische Tor zu machen. Völlig unvständlich ist dabei, daß die Afrikaner trotz des Rückstandes bis zuletzt mit fünf Leuten an der Mittellinie absichern und selbst bei Eckstößen nur mit zwei Kickern in den gegnerischen Strafraum vorrücken. Damit macht man es Portugal sehr einfach und am Ende bleibt den Angolanern für ihr Auftreten nur weitgehend eher unverdientes Lob, da das passive Umgehen der Europäer mit dem viel zu zaghaften Offensivspiel Angolas zu einer Überlegenheit der Angolaner in der zweiten Hälfte mystifiziert wird. Fakt ist, daß Portugal sich sehr steigern muß, um bei dieser WM eine Rolle zu spielen, aber ebenso, daß heute keine bessere Leistung erfoderlich war.
In der ersten Halbzeit gibt es noch hin und wieder die typischen PUR-TU-GAL-Sprechchöre der Fans von der iberischen Halbinsel, aber
nach und nach wird es bei den Anhängern Portugals immer leiser und es schleicht sich spürbare Unzufriedenheit ein, während die vergleichsweise wenigen Fans aus Angola im Unterrang einer Hintertortribüne ihre eigene Show abziehen. Bei ihnen gibt es Sambatrommeln und tanzende Fans, während die meisten Portugiesen eher schweigend und griesgrämig das Geschehen verfolgen. In der zweiten Hälfte kommt es ab und zu zu - offensichtlich von deutschen Fans angefangenen - La-Ola-Wellen, die ja heutzutage oft mit guter Fußballstimmung verwechselt werden und auch sonst übernehmen die Deutschen - oder besser gesagt die "Kölschen" nach und nach die Stimmungshoheit. So schallt plötzlich mal "Viva Colonia" durch das Stadion und mal "Steht auf, wenn Ihr Kölner seid!", was zwar auf der einen Seite etwas Ballermann-Prollmäßiges hat, auf der anderen Seite aber auch vom beschämenden Auftritt der portugiesischen Fans provoziert wird, die noch vor zwei Jahren bei der Europameisterschaft im eigenen Land ein ganz anderes Bild abgegeben hatten.
|