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700 Zuschauer
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Der Würzburger FV blickt als Vorzeigeclub der unterfränkischen Hauptstadt auf eine wechselhafte Geschichte zurück, besonders wenn man auch einen Blick auf den Vorgänger FV 04 Würzburg wirft.
Der tauchte von 1976 bis 1980 für vier Jahre in der 2. Liga auf, stieg im vierten Jahr der Klassenzugehörigkeit wieder ab und hatte dabei vermutlich die Grundlage dafür geschaffen, daß nach der Bayernliga-Saison 1980/81 die Lichter beim FV 04 ausgingen. Damals ging es zum Konkursrichter und der sofort neugeschaffene Nachfolger des FV 04 durfte nicht wie erhofft in der Landesliga starten, sondern mußte in der untersten Spieklasse - Kreisliga C - wieder ins Geschäft einsteigen. Von da aus arbeitete man sich kontinuierlich wieder nach oben, auch wenn der WFV nur selten in zwei Spieljahren in Folge aufsteigen konnte. Zur Saison 1999/2000 war man wieder in der Bayernliga angekommen, wo man vor der Pleite gespielt hatte, doch 2002 bekamen die Unterfranken zum erstenmal seit ihrer Neugründung einen Abstieg zu schmecken, als es in die Landesliga zurückging, wo man jedoch nur eine Spielzeit blieb - zur laufenden Saison kehrt man in die Bayernliga zurück. Dort will man sich jetzt wieder etablieren, aber mit nur vier Punkten aus ebenso vielen Spielen hat es den WFV bereits wieder in die Abstiegszone verschlagen. Die Amateure der Münchener Löwen haben lange Jahre in der Regionalliga gespielt und richten auch in der laufenden Spielzeit den Blick nach oben - mit einem Sieg könnte man am heutigen Dienstag immerhin vorübergehend Zweiter der Liga werden.
Heute bekommen es die Hausherren mit einer mit Lizenzspielern von München 60 gespickten Mannschaft zu tun, in der
Francis Kioyo und Remo Meyer wohl die bekanntesten Akteure sind. Dennoch hält der Aufsteiger im ersten Abschnitt phasenweise ganz passabel mit und könnte sogar selbst ein- oder zweimal in Führung gehen. Trotzdem kontrollieren die Löwen die Partie, so daß die Führung für die Gäste in der 64. Minute nicht wirklich überraschen kann. In der Folge kommt es dann noch zu einem Einbruch in der Mannschaft der Hausherren, bei der es sich wohl zumindest teilweise um im Vergleich zu den Löwen untrainierte Halb- oder Vollamateure handelt, denn angesichts der auch in den Abendstunden noch extrem hohen Temperaturen zwischen 35 und 40 oC sind die Hausherren jetzt mehr oder weniger stehend KO. So könnte der Sieg für die Sechzger am Ende auch noch höher ausfallen und der WFV sieht sich bereits zu dieser frühen Saisonphase Auge in Auge mit dem Abstiegsgespenst - zumal in der nächsten Partie alles andere als eine Niederlage (beim TSV Aindling) eine Überraschung wäre - und insgesamt wäre es wohl eher eine Überraschung, sollten die Unterfranken mit dem vorhandenen Spielermaterial am Ende in der Bayernliga bleiben können. Überhaupt scheint die Bayernliga für Aufsteiger ein hartes Pflaster zu sein, in unmittelbarer Nähe befinden sich in der Tabelle Würzburgs Mitaufsteiger aus Passau und Landshut, nur Großbardorf hat zumindest im Moment einen größeren Abstand zur Abstiegszone.
Geht man nach den Transparenten, die hinter dem Tor aufgehängt sind, so muß das Stadion am heutigen Tag von
Löwen-Fans nur so wimmeln. Doch obwohl nur ein einziges Fan-Transparent vom Würzburger FV an der Rückwand der Tribüne einer großen Übermacht von Löwen- Plakaten gegenübersteht, sieht es beim Support etwas anders aus, so daß man sich unwillkürlich fragt, ob vielleicht bei der letzten Versammlung der Löwen-Fanclubs zwei oder drei Leute bestimmt wurden, die sich mit einem Kofferraum voller aufhängbarem Material nach Würzburg aufmachen sollten. Nur bei den Toren für den TSV gibt es etwas Jubel, der anzeigt, daß schon der eine oder andere Sympathisant der Münchener anwesend ist. Dafür sind von der Tribüne öfter mal Anfeuerungsrufe für die Gastgeber zu hören. Das geschieht alles andere als durchgängig, reicht aber angesichts des fehlenden Gäste-Supports, um die Stimmungshoheit zu haben. Der Großteil der Zuschauer läßt sich dabei auf der Tribüne nieder, um der direkten Sonneneinstrahlung aus dem Weg zu gehen.
Wenn man sieht, daß der FV 04 Würzburg bis 1982 im vereinseigenen Stadion an der Frankfurter Straße
spielte und danach als Würzburger FV in die heutige Sepp-Endres-Sportanlage an der Mainaustraße umgezogen ist, liegt der Gedanke schnell nahe, daß dieser Umzug was mit der Pleite des FV zu tun hat und die Annahme wird zur Gewißheit, erfährt man, daß das Stadion an der Frankfurter Straße heute DJK-Stadion heißt, während die Sepp-Endres-Anlage zuvor DJK-Platz genannt wurde. Tatsächlich gehörte der traditionelle Spielort des Fußballvereins zur Konkursmasse und wurde dann an den DJK verkauft, während der Würzburger FV damals den alten Platz des DJK übernahm, einen zu diesem Zeitpunkt unausgebauten Ascheplatz - seit 1984 im Besitz des WFV, als man das Gelände für 70000 DM von der Stadt Würzburg übernahm bzw. aus dem Erbbaurecht herauslöste. Ein Jahr später krempelten die Mitglieder des Würzburger FV die Ärmel hoch: in 6000 Arbeitsstunden legte man einen Kunstrasenplatz und einen Rasenplatz an, die Tor an Tor nebeneinanderliegen, schuf eine durchgehende Tribüne aus hohen Stufen über die Länge von beiden Plätzen und sorgte am Kunstrasenplatz für Beleuchtung, während ein Teil der Stufen im Bereich des heute genutzten Rasenplatzes mit einer Überdachung versehen wurde. Der Rest der Anlage kann ebenerdig begangen werden, was auch für die Hintertorseite zwischen den beiden Plätzen gilt, und die andere Hintertorseite hat hinter einem Fanggitter noch einen Biergarten aufzuweisen, von dem man Blick auf den Rasenplatz hat. Hinter der nichtausgebauten Längsseite bietet sich dem Zuschauer übrigens ein recht netter Anblick in Form eines zum Weinanbau genutzten Hanges. Beim Namensgeber der Anlage, Sepp Endres, handelt es sich übrigens um ein verdientes Mitglied des Würzburger FV. Endres gehörte zu den Gründern des neuen Vereins und war dort lange Zeit als Kassenwart und Vorstandsbeirat tätig, nachdem er zwischen 1929 und 54 selbst 1000 Spiele für den FV 04 bestritten hatte. "Der Würzburger Fußball-Verein verliert durch ihn nicht nur ein Ehrenmitglied. Sepp Endres war mehr. Er war die Seele des Vereins", so heißt es auf der Homepage des FV Würzburg und weiter "Er hat für uns und für seinen Verein soviel getan, dass wir es als angemessen empfinden, das WFV-Stadion nach seinem Namen zu benennen."
Info
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In verschiedenen Gästebucheinträgen weisen Anhänger der Löwen-Amateure auf folgendes hin: Natürlich waren alle zu den Transparenten gehörigen Fans anwesend, zur Zeit fällt es den Supportern nur schwer, ein Team zu unterstützen, das zu einem großen Teil aus Profis besteht. Deshalb habe sich auch an diesem Abend, an dem der Profi-Anteil besonders peinlich gewesen sei, niemand wirklich über die Tore gefreut. Die Fans der Löwen-Amateure lehnen boykottieren die Profis aus wohl bekannten Gründen und wollen sie auch nicht im Amateurkader sehen. Weiterführende Information aus erster Hand gibt es bei
,darunter auch einen Bericht zu der hier beschriebenen Partie, in dem es unter anderem heißt, "daß wir Amateure-Supporter sind und auch Amateure sehen wollen".
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Info
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