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25.11.2007, Stade Radès, Ligue 1 |
29 Meisterschaften stehen sich beim Derby von Tunis zwischen dem Club Africain und Espérance gegenüber, die freilich bei
20 Meisterschaften für die meist mit EST abgekürzten Gäste etwas ungleichmäßig verteilt sind. Besonders die letzte
Dekade stand ganz im Zeichen von Espérance, das sich acht Meisterschaften sicherte, während CA seit 1996 auf einen
Meistertitel warten muß. Im letzten Jahr ging die Meisterschaft an keinen der beiden Rivalen, die hinter Etoile de
Sahel aus Sousse punktgleich auf den Plätzen zwei und drei landeten. Auch in der aktuellen Saison liegt ESS vorne
und eine weitere Parallele ist zur Zeit, daß Club Africain und Espérance punktgleich dahinter liegen, allerdings
einen weiteren Zähler hinter US Monastir auf den Plätzen drei und vier. So könnten heute beide Teams gut einen Sieg
gebrauchen, mit dem man an den Kickern aus dem Badeort vorbeiziehen und auf bis auf einen Punkt an den Tabellenführer
herankommen könnte, aber die sportliche Bedeutung des Spiels wird von der Rivalität der beiden Gegner überschattet.
In der Anfangsphase sind die Rot-Weißen von CA das aktivere Team und man kommt mehrmals vor das Tor von Espérance,
was in der 13. Minute zur ersten klaren Torchance führt, als Lassina Sorro knapp am Ball vorbei rutscht, statt ihn
ins leere Tor zu schieben. Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte legt man auf beiden Seiten das Hauptaugenmerk auf
Absicherung und es kommt fast nur noch bei Standardsituationen zu etwas Gefahr, wobei Espérance einmal wohl eher
zu Unrecht Elfmeter reklamiert. In der zweiten Hälfte drängt der Club Africain erneut auf die Führung und in der
65. Minute kommt es zu einem Handspiel im Strafraum der Gäste, das trotz wütender Proteste bei CA nicht mit einem
Elfmeter geahndet wird. Zehn Minuten später führt ein Eckball für die Gastgeber doch noch zum 1:0, als Sellami Oussema
den Ball in den Fünfmeterraum schlägt und Lassad Oertani das Leder ins Netz köpft - hier sollte eigentlich der Torhüter
die Lufthoheit haben. In der 87. Minute verpassen die Gastgeber bei einem Konter die endgültige Entscheidung und so
muß man im direkten Gegenzug noch mal eine Schrecksekunde überstehen, doch der akrobatische Seitfallzieher Zaiem Kamel
streicht knapp am Tor vorbei.
Die Rivalität zwischen den Fangruppen der Teams gilt als erbittert und so gibt es im Vorfeld der Partie diverse
Aufrufe friedlich zu bleiben und die Teams lassen sich vor Anpfiff - angeblich zum ersten Mal in der Geschichte -
gemeinsam fotografieren und heute bleibt es auch ruhig, außer daß auf Espérance-Seite ein paar Sitzbänke aus der
Verankerung gerissen werden. In jeder anderen Hinsicht präsentieren sich die Anhänger der Teams allerdings weit
weniger ruhig, denn es kommt immer wieder auf beiden Seiten zu lauten Sprechchören und der Support ist trotz
kürzerer Ruhephasen beiderseits hervorragend. Dazu kommen aufwendige Choreographien, wobei bei Club Africain zum
Intro des Spiels eine Szene mit einem Kämpfer im Profil aus Plastikplanen zu sehen ist, hinter der nach Abbau
der Fahnen der Fanclubname "LEADERS" mit weißen und roten Tafeln zum Vorschein kommt. Auf Espérance-Seite hält man
dagegen, indem auf Englisch verkündet wird, daß man bei CA versuche "seinem Schicksal zu entgehen", das jedoch auf einem großen
Transparent als unauweichlich vorgegeben wird, auf dem ein Rattenfänger die in den Vereinsfarben der Hausherren
gekleideten Ratten aus der Stadt führt. Dazu ist bei Club Africain auf Französiche zu lesen "Zwischen zwei Übeln das
kleinere auswählen", was zum Intro von Halbzeit zwei noch mal gezeigt wird, während die Gäste eine völlig neue Choreographie
mit der Buchstabenkombination "TARAJT" und einem großen Vereinszeichen präsentieren.
In der Regel tragen sowohl Club Africain als auch Espérance ihre Spiele im Stade Olympique d'El Menzah aus, das im Norden
der Innenstadt von Tunis zu finden ist, aber zu den Derbies geht man traditionell ins Nationalstadion Stade Radès, das außerhalb der
gleichnamigen Vorstadt in etwa acht Kilometer Entfernung vom Stadtkern in einer ziemlich einsamen Umgebung gelegen ist, in der neben
dem Stadion nur noch eine passend gestaltete Sporthalle und eine Tankstelle zu finden sind. Die Anlage präsentiert sich als große ovale
Schüssel mit Rundum-Überdachung und bunten Sitzen, die ein Wellenmuster in rosa und blauen Pastellfarben ergeben, wobei
die Dachkonstruktion mit den schrägen Trägern auffällt, an der sie von außen aufgehängt ist und die ein wenig wie kleine Funktürme aussehen. Im oberen Bereich gibt es hinter beiden Toren der komplett zweistöcikg gehaltenen Tribünen eine Multimediaanzeigetafel und
auch ein in diesem Fall ins Dach integriertes Flutlicht fehlt nicht, wird aber natürlich bei einem Nachmittagspiel wie heute nicht benötigt. Alles in allem ist das Stade Radès eine schöne, aber vielleicht etwas zu weitläufige Anlage, was jedoch zumindest am heutigen Tag durch die Stimmung auf den Rängen mehr als kompensiert wird.
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