|
Schweden |
|
UEFA EURO 2004 |
|
26.06.2004, Estádio Algarve Faro, Viertelfinale Europameisterschaft 2004 |
Sieger Gruppe C gegen Zweiter Gruppe D heißt es beim dritten Viertelfinalspiel der Euro 2004, das tief im Süden
Portugals an der Algarve im gleichnamigen Stadion der Gemeinden Faro und Loulé stattfindet. Schweden konnte sich
den Gruppensieg C in letzter Minute durch den 2:2-Ausgleichstreffer im Spiel gegen Dänemark sichern und so den
von vielen als stärkstes Team der Euro eingeschätzten Tschechen aus dem Weg gehen. Mit den Niederländern, die nach
der zweiten Gruppenpartie gegen eben diese Tschechen schon fast als sicherer Abgang der Gruppenphase gelten konnten,
sich aber dann doch noch für dieses Viertelfinale qualifizieren konnten, wartet eine spielstarke Mannschaft auf die Skandinavier,
deren Ergebnisse bislang bei nur einem Sieg über Lettland doch eher zu wünschen übrig lassen. Gleichzeitig kommt es zum Duell der Stürmerstars, auf der einen Seite die Schweden Henrik Larsson und Zlatan Ibrahimovic, die in der Vorrunde den Gegner das Fürchten lehrten, auf der anderen Seite Man-United-Star Ruud van Nistelrooij, dem fast sagenhafte Vollstreckerqualitäten nachgesagt werden.
Obwohl die Mannschaften eindeutig ihre Stärken in der Offensive haben, beginnt die Partie von beiden Seiten merkwürdig verhalten,
offensichtlich überwiegt doch die Angst vor dem Sturm des Gegners das Selbstbewußtsein, mit der eigenen Offensive die selbst erzwingen zu können - vielleicht haben speziell die Holländer auch noch den Schock des vergebenen 2:0-Vorsprungs gegen Tschechien in den Knochen. In der ersten Halbzeit geht Gefahr noch am ehesten von Fernschüssen aus und so ist das Spiel bis zur Pause kein besonders gutes, auch wenn es eine Klasse besser ist als der Kick vom Vortag zwischen Frankreich und Griechenland. Erst im zweiten Abschnitt wird man etwas mutiger - speziell bei den Oranjes - und versucht jetzt, mehr für die Partie zu tun. Dennoch sind es die Schweden, die als erste eine klare Torchance haben - Cocu muß in höchster Not gegen Ibrahimovic auf der Linie klären. Danach kommt es zu mehreren großen Chancen für die Niederlande, aber Zählbares will dabei ebensowenig herausspringen wie bei der nächsten Großchance von Schweden, als sich Ljungberg per Hackentrick befreit und sein Schuß knapp am Pfosten vorbeistreicht. Erst fünf Minuten vor Schluß reagiert der holländische Trainer Advocaat und bringt mit Makaay einen weiteren Stürmer, was sich sofort auswirkt und so stehen die Schweden erst mal unter mächtigem Beschuß, können aber das Schlimmste vorerst weiterhin vermeiden.
In der Verlängerung geht es ähnlich weiter und die Holländer machen jetzt endlich mächtig Druck auf das Gehäuse der Schweden, um die
Entscheidung ohne das Glücksspiel eines Elfmeterschießens zu erzwingen - zumal die Niederlande mit dem Trauma zu kämpfen haben, noch nie bei einem großen Turnier im Shootout erfolgreich gewesen zu sein. Gleich drei Großchancen gibt es so zu Beginn der Verlängerung für Holland, einmal rettet der Pfosten nach Fehler des schwedischen Goalies Isaksson, der sich den Ball durch die Hand gleiten läßt, einmal der Torhüter selbst und einmal verfehlt das Leder knapp das Tor. Kurz vor dem Wechsel sind es dann aber noch mal die Gelb-Blauen, die fast das Silver Goal erzielen können, aber auch bei ihnen geht der Schuß neben den Kasten des Gegners. Das ist das Signal für Schweden, auch wieder selbst mehr für die Offensive zu tun, und im zweiten Abschnitt der Verlängerung halten sich die Chancen wieder die Waage, jeweils zweimal bringt man das gegnerische Tor in Gefahr und diesmal ist es das Oranje-Team, das einmal die Hilfe des Pfostens benötigt. Am Ende heißt es also 0:0 - angesichts der vielen Möglichkeiten in zweiter Hälfte und Verlängerung aber sicher eins der besseren Spiele mit diesem Resultat - und es geht ins Elfmeterschießen. Ausgerechnet Ibrahimovic schießt hierbei über die Querlatte und einen Elfer später ist Schweden fast so gut wie aus dem Wettbewerb, hat aber Glück, als der Elfmeter von Ljungberg von der Querlatte nach unten springt, dann aber doch noch vom Rücken Isakssons den Weg ins Tor findet. So geht es auch beim Elferschießen in die Verlängerung, nachdem Cocu seinen Versuch an den Pfosten setzt. Van der Sar kann den Elfmeter von Mellberg halten, Robben schießt ein und es ist vollbracht: zum ersten Mal gewinnen die Niederlande ein Elfmeterschießen und als nächstes steht ein noch schwererer Happen auf der Speisekarte, muß man doch im Halbfinale den Hausherren Portugal 'vernaschen', um ins Endspiel zu kommen.
Es muß wohl als ungünstiger Umstand bezeichnet werden, daß ausgerechnet dieses Spiel im kleinsten Stadion des Viertelfinales stattfindet,
sind doch sowohl die Schweden als auch besonders die Holländer in großer Zahl nach Portugal gekommen, so daß die Nachfrage nach Tickets für diese Partie wohl - natürlich hinter der für Portugal v England - die zweitgrößte aller Viertelfinalspiele ist. Am Ende findet sich eine klare Übermacht an Oranje-Fans im Stadion ein, doch auch die blau-gelben Schweden füllen zwei Blöcke des Stadions komplett aus und verteilen sich weiterhin einsprengselweise über den Rest der Anlage. Beide Seiten entpuppen sich als Freundinnen und Freunde von Gesichtsbemalung und Verkleidung und so tummeln sich buntbemalte Gestalten in den Farben Orange-Blau-Weiß-Rot und Blau-Gelb zusammen mit Frau Antjes und Wikingern im Stadion Algarve. Die Holländer präsentieren ihr übliches Liedgut und verfolgen auch heute immer wieder die Partie zum passenden Gesang stehend, auf schwedischer Seite beschränkt man sich zumeist auf das Schreien von "Sverige! Sverige!". Am Ende sind die schwedischen Besucher natürlich spürbar enttäuscht und einige bleiben noch minutenlang fassungslos auf ihren Sitzen. In Feierlaune ist man dagegen bei den Holländern, wo man zunächst mit dem zu den Fans eilenden Team feiert und später vor dem Stadion weiter in Volksfeststimmung ist und kaum ein Anhänger des Oranje-Teams zweifelt daran, daß der Einzug seiner Farben ins Finale möglich, wenn nicht gar unausweichlich ist.
Die Stadionbeschreibung stammt aus dem Bericht Griechenland v Rußland:
Das Stadion Algarve verfügt zur Zeit über fest installierte Seitentribünen und zusätzliche Stahlrohrkonstruktionen hinter den Toren,
wobei letztere die Zuschauerkapazität auf die mindestens erforderlichen 30000 bringen, nach dem Turnier aber verschwinden werden. Der Anlage droht ein recht tristes Schicksal, denn es wird sich wohl kein Heimverein finden, der hier seine Spiele auszutragen gedenkt. Vorgesehen war eigentlich der bei Baubeginn noch erstklassige Farense SC, doch nach zwei Abstiegen ist die Mannschaft in der dritten Liga verschwunden und damit auch ihr Interesse an der Nutzung des Stadions. Dabei kann sich die Anlage, die die Nachbarstädte Faro und Loulé im Grenzbereich zwischen ihren Gemeinden errichtet haben, durchaus sehen lassen. Besonders eine filigrane Dachkonstruktion, die an Schmetterlingsflügel erinnert und die mit an eine Schiffstakelage gemahnenden Drahtseilen an Masten in den Diagonalbereichen aufgehängt ist, kann gefallen. Die Bestuhlung ist in blauen und türkisen Farben gehalten und scheint mit ihrem Wellenmuster ein wenig Pate für die Bestuhlung im neuen Leipziger Zentralstadion gestanden zu haben - passend dazu ist auch die Bestuhlung auf den provisorischen Tribünen gestaltet. An zweien der Masten sind die bei diesem Turnier standardmäßig vorhandenen Multimediatafeln untergebracht und zwischen den beiden Rängen der Seitentribünen ist das zu finden, was in modernen Stadien ebenfalls zum Standard gehört: verglaste VIP-Logen. Die Stahlrohrkonstruktionen verfügen übrigens trotz ihres provisorischen Charakters auch noch über ein Innenleben, hier sind Gänge untergebracht, in denen Verkaufsstände und Toiletten zu finden sind. Die Rückseiten der Stahlrohrtribünen sind übrigens mit einer Stoffbespannung versehen, auf der die Stadtwappen der beiden beteiligten Gemeinden zu finden sind.
|