Vitória Guimarães vs. Nacional Funchal 2:1
Vitória Guimarães

Vitória Guimarães
vs.
Nacional Funchal 2:1

Nacional Funchal










Letztes Spiel: SL Benfica vs. Rosenborg BK 27.02.2004, Estádio Prof. Dr. José Vieira de Carvalho, Superliga
Nächstes Spiel:  Real Valladolid vs. Real Zaragoza

Ticket
4500 Zuschauer

Vitória Guimarães gehörte in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu den festen Größen im portugiesischen Fußball. Estádio Prof. Dr. José Vieira de Carvalho - Außenansicht Auch wenn es die Kicker aus der früheren Hauptstadt Portugals nicht schafften, in die Phalanx von Benfica, Sporting und Porto einzubrechen und eine Meisterschaft in die Provinz Minho zu holen, so war man doch stets im oberen Bereich der Tabelle zu finden, was sich in diversen UEFA-Pokal-Teilnahmen niederschlug. Sechsmal innerhalb von zehn Jahren war man in dem Wettbewerb vertreten, darunter in den Jahren 1995 bis 1998 gleich viermal hintereinander. Im letzten Jahr gelang es den heutigen Hausherren fast, an die alten Erfolge anzuknüpfen, als man mit einem vierten Tabellenplatz um nur einen Platz (allerdings um neun Punkte) die Qualifikation für den UEFA-Cup verpaßte, doch in der laufenden Spielzeit ist Ernüchterung eingekehrt bei den Nordportugiesen, die auf einem Abstiegsplatz rangieren und möglicherweise vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit stehen. Kein Wunder, daß das Publikum bei Vitória alles andere als glücklich ist, am 1. Februar 2004 scheint man es dann aber etwas übertrieben zu haben. Nach einem verbalen Scharmützel zweier Spieler beim Heimspiel gegen Boavista kochte die Stimmung über und es wurden Sitzschalen und "Trümmer" auf das Spielfeld geworfen, wobei unter anderem der Schiedsrichter sowie der Torhüter und ein Assistenztrainer des Gegners verletzt wurde. Das Stadion habe einem Schlachtfeld geglichen, so wird berichtet und das Resultat war, daß die Disziplinarkommission Vitória für den gesamten März mit einer Platzsperre belegte und die Randalierer als "Primitivlinge" titulierte, gleichermaßen aber auch die Polizei für ihre Untätigkeit kritisierte, die die überforderten Ordnungskräfte nicht unterstützt hatte. So wird das heutige Spiel im gut 50 Kilometer entfernten Maia ausgetragen, das am Nordrand von Porto gelegen ist und dessen Estádio Prof. Dr. José Vieira de Carvalho normalerweise dem örtlichen Zweitligisten als Heim dient. Gegner ist mit Nacional Funchal ein in der Liga relativ unbeschriebenes Blatt. Die Kicker aus Madeira standen immer im Schatten des Lokalrivalen Maritimo und haben in ihrer Geschichte überhaupt nur eine zweijährige Episode in der Eliteliga ihres Landes von 1989 bis 1991 vorzuweisen. Nach Wiederaufstieg und respektablem elften Platz im Vorjahr soll es diesmal nicht im zweiten Jahr zurück in Liga Zwei gehen, das hat man wohl schon jetzt geschafft: immerhin befindet sich das Insel-Team auf dem fünften Tabellenplatz und hat 17 Punkte vor der Abstiegszone keinerlei Sorgen - vielmehr kann man sich Hoffnungen machen, in der kommenden Saison am UEFA-Pokal teilnehmen zu können.

In den ersten Minuten sind die Gäste von Nacional leicht überlegen, aber nicht in der Lage, das in zählbare Erfolge Estádio Prof. Dr. José Vieira de Carvalho - Tribüne umzumünzen. So bekommt Vitória das Spiel nach und nach in den Griff, was sich zunächst in guten Chancen für die Hausherren äußert und nach 20 Minuten dann zum 1:0-Treffer durch einen Flachschuß führt. Nach diesem Tor verflacht die Partie erst mal wieder und bis zur Pause passiert wenig, wenn man von der einen Chance für Vitória absieht, die nichts einbringt. Zu Beginn der zweiten Hälfte forciert Vitória das Tempo und drängt auf die Vorentscheidung. Gelegenheiten ergeben sich dann auch schnell wieder für die Hausherren, aber man trifft das Tor nicht - nur ein Schuß ans Außennetz sorgt für verfrühten Torjubel bei den Zuschauern. In der 63. Minute darf dann aber wirklich gejubelt werden, nachdem ein Schlenzer von halbrechts den zweiten Treffer für Guimarães bringt, bei dem der Ball letztendlich nach einem Rettungsversuch per Kopf im Tor landet - doch von einem Eigentor kann man wohl nicht reden, da das Leder dort ohnehin eingeschlagen wäre. Doch die Gäste kommen noch mal ins Geschehen zurück und erzielen in der 73. Minute eher überraschend aus zweiter Reihe den Anschluß. Der setzt neue Kräfte bei Nacional frei, das jetzt die Partie eindeutig dominiert. Dabei kommen die Gäste zu klaren Tormöglichkeiten, so daß Vitória noch mal zittern muß. Einmal könnte man freilich im Konter die Entscheidung erzielen, scheitert aber am Torhüter, so daß die Zitterpartie erst mal weiter geht. Am Ende hat man dann aber das Spiel samt Nachspielzeit überstanden und einen 2:1-Sieg errungen, der der Vitória im Abstiegskampf helfen sollte. Zumindest der Anschluß ist wiederhergestellt, denn nach den restlichen Partien des Wochenendes steht Guimarães zwar weiter auf einem Abstiegsplatz, aber der Abstand ist auf zwei Punkte geschrumpft, womit der nächststehende Konkurrent mit Academica Coimbra ein weiteres Team ist, dessen eigenes Stadion wie das von Vitória zu den EM-Stadien gehört, die im Juni 2004 der breiten europäischen Öffentlichkeit präsentiert werden.

Heute zeigen sich die Anhänger von Vitória von ihrer besseren Seite. Zum einen ist da der überraschend gute Besuch von Estádio Prof. Dr. José Vieira de Carvalho - Gegenseite 4000 Leuten zu erwähnen, von denen niemand aus Funchal zu kommen scheint - jedenfalls lassen sich auch beim Anschlußtreffer der Gäste keine Fans von Nacional ausmachen. Dann liefert man einen durchgängigen Support ab, wobei sowohl prägnante Kurzsprüche wie "Vitória Allez!" zu hören sind wie auch längere Texte, was sich dann wieder mit langgezogenen Vitória-Wechselgesängen zwischen Gegengerade und Kurve abwechselt und hin und wieder in Schalparaden, Rumgehüpfe oder Gepoge ausartet. Es ist eigentlich ständig was los in den Blöcken der Hausherren, ohne daß es heute zu Ausschreitungen jedweder Art käme - dazu besteht ja sicher auch kein Grund. Auffällig ist übrigens, daß es offensichtlich zwei hauptsächliche Fanfraktionen bei den Hausherren gibt, einmal die "Insane Planetas" und einmal die "White Angels", die mit ihren Transparenten auf jeweils einer Seite der Gegengerade Stellung beziehen und dann jede für sich untereinander unkoordiniert für Support sorgen. Ob es irgendwelche Animositäten zwischen den Gruppen gibt, oder man gute Beziehungen zueinander unterhält bzw. nicht viel miteinander zu tun hat, läßt sich heute freilich nicht ausmachen. Auf jeden Fall ist die Atmosphäre im Stadion über weite Strecken der Partie deutlich besser als es bei einem Spiel wie dem heutigen zu erwarten gewesen wäre.

Eine gute Note kann man auch dem Estádio José Vieira de Carvalho geben, dessen Glanzstück eine mit aufwärts Estádio Prof. Dr. José Vieira de Carvalho - White Angels gerichtetem Dach versehen Tribüne ist, die über etwas zwei Drittel einer Längsseite geht. Im mittleren Bereich ist das gute Stück mit hellgrünen, im äußeren mit roten Sitzschalen ausgestattet, wobei sich die roten Sitze - übrigens mit Rückenlehnen - unter der Überdachung hervor bis über etwa zwei Drittel der Kurve hinaus fortsetzen. Der Rest der Anlage - also ein Drittel eines Hintertorbereichs, die Gegenseite und der komplette Hintertorbereich gegenüber - ist mit 10 Betonstufen als Stehplatzbereich ausgebaut und bis auf die ganz sitzplatzfreie Kurve auch in Betrieb. Bis auf die Haupttribüne besteht der Ausbau aus aufgeschütteten Wällen, die zum Spielfeld hin mit den Stufen ausgebaut und nach hinten hin begrünt sind - und mit hohen Stacheldrahtzäunen gegen unbefugte Zutrittsbesuche gesichert. Oberhalb der bestuhlten Kurve gibt es auch eine Anzeigetafel, die allerdings heute nicht in Betrieb ist. Vier gerade Flutlichtmasten mit jeweils sechs mal sechs Strahlern sorgen für eine gute Beleuchtung, weitere Strahler im Tribünendach müssen daher nicht eingeschaltet werden. Ansonsten ist die Anlage eher traditionell gestaltet und verzichtet auch nicht auf eine Laufbahn. Obwohl sie direkt um die Laufbahn verlaufen, sind die Kurven eigentlich doch eher eckig, sie folgen dem Verlauf der Laufbahn nämlich mit in 45-Grad-Winkeln aneinandergesetzten geraden Teilen, also in Form von halben Achtecken pro Hintertorbereich. Ein weiterer Vorteil der Anlage ist ihre zentrale Lage, aus der Innenstadt von Maia ist sie innerhalb von wenigen Minuten zu erreichen, da sie nur zwei Querstraßen weiter mitten in einem Wohngebiet liegt.

Estádio Prof. Dr. José Vieira de Carvalho - Kurve

Estádio Prof. Dr. José Vieira de Carvalho - Insane Planetas


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