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28.02.2004, Estadio José Zorrilla, Primera División |
Im gut 100 Kilomter von Madrid entfernt in Nordkastilien gelegenen Valladolid brennt der sprichwörtliche Busch. Bis zum 21. Spieltag der
aktuellen Saison der Primera División war es eigentlich gar nicht so schlecht für die Lila-Weißen gelaufen und man hatte nach einem 3:2-Auswärtserfolg in Malaga auf dem 10. Tabellenplatz gestanden - vier Punkte hinter einem UEFA-Cup-Platz. Seither ging Real Valladolid viermal in Folge als Verlier vom Platz, eine Bilanz, die aus UEFA-Cup-Aspiranten Abstiegskandidaten macht und tatsächlich bedeuten die nach wie vor 29 Punkte auf der Habenseite von Real, daß man arg ins Schlamassel geraten ist und nur noch zwei Punkte Vorsprung vor dem drittletzten Platz hat, den mit Celta de Vigo ein anderes Team belegt, das dort keiner erwartet hatte. Dann hätte man wohl schon eher damit gerechnet, daß die heutigen Gäste dort zu finden wären, ist doch Real Zaragoza gerade erst wieder in die Primera División aufgestiegen, nachdem man im Jahr davor als Tabellenletzter relativ sang- und klanglos aus eben dieser Staffel abgestiegen war. Von daher kann es aus Sicht der Gäste sicherlich als kleiner Teilerfolg gelten, unmittelbar vor Valladolid zu stehen, aber für den Klassenerhalt muß der Aufsteiger noch einiges tun, hat er doch punktgleich mit den Hausherren auch nur zwei Punkte Luft auf den Drittletzten. Die Gäste haben übrigens vor kurzem eine ähnliche Serie gehabt wie jetzt Real Valladolid, zwischen dem 11.1. und dem 8.2. hat man viermal in Folge verloren, seither hat man die Krise aber mit zwei Siegen und einem Remis überwunden.
In der Anfangsphase ist Valladolid optisch überlegen, ohne daß sich die Mannschaft echte Torchancen herausarbeiten
könnte. Es ist Abstiegskampf im wahrsten Sinne des Wortes angesagt, bei dem man ohne große Schnörkel den Weg durch die Mitte sucht - dort aber scheitert man immer wieder an der massiven Defensive der Gäste und an eigenen spielerischen Unzulänglichkeiten in Form von Fehlpässen und verpatzten Ballannahmen. Die Gäste warten erst mal ab, müssen aber nicht lange in dieser Lauerstellung verharren. Nach gut fünf Minuten ergibt sich die erste Konterchance, die noch folgenlos bleibt, aber nur fünf Minuten später fällt das 0:1, als Valladolids Torhüter Bizarri ein kleiner Fauxpas beim Herauslaufen unterläuft und Generalo den Kopf vor dem Goalie an den Ball bekommt und das Leder im Tor der Hausherren unterbringen kann. Die wütenden Angriffe der Hausherren, mit denen sie auf den Gegentreffer reagieren, bringen jetzt zunehmend Gefahr und nachdem sich Valladolid zweimal bei klaren Torchancen eher ungeschickt anstellt, kommt es dann nach etwas mehr als einer halben Stunde zum Ausgleichstreffer, bei dem der zuvor noch gescheiterte Óscar ein klassisches Tor erzielt, als er den Ball nach einer Flanke aus kurzer Distanz per Kopf versenkt. Damit ist es dann aber erst mal wieder vorbei mit der Herrlichkeit auf beiden Seiten, denn im weiteren ist eine Spielweise angesagt, die man wohl am ehesten mit dem Titel "Rumpelfußball" belegen kann, was sich bis weit in Abschnitt Zwei hineinzieht. So sieht es ganz so aus, als sollte es beim 1:1 bleiben, aber wie heißt nicht so schön eine Fußballweisheit? "Hast Du Scheiße am Bein, hast Du Scheiße am Bein!" und der Wahrheitsgehalt dieser Aussage zeigt sich auch heute, als die Gäste in der 78. Minute aus heiterem Himmel den Siegtreffer erzielen. Der Weitschuß ins lange Eck landet zwar als Aufsetzer im Tor, ist aber viel zu schwach geschossen um unhaltbar zu sein, so daß sich wohl der heute seinem Namen alle Ehre machende Bizarri vermutlich in der kommenden Woche auf einige unangenehme Fragen einstellen muß. Trotz vier Minuten Nachspielzeit kommt es nicht einmal mehr zu einer einzigen Ausgleichschance für Real Valladolid, das sich von diesem Gegentreffer schlicht nicht mehr erholen kann und die ungeliebte Niederlagenserie auf den Stand von fünf bringt.
Die Heimfans haben sich mit vier Schwenkfahnen auf dem Unterrang einer Hintertorseite eingefunden, wo sie einen soliden Standardsupport
aufziehen und zusätzlich gibt es auf der Haupttribüne eine Form von Support, die vor allem hierzulande nicht sonderlich beliebt ist: auf dem Oberrang hat sich eine Blaskapelle eingefunden, die während des ganzen Spiels aktiv ist, allerdings auch so weit vom Fanblock entfern, daß man die Leute dort ihr eigenes Ding aufziehen läßt. Auf dem Oberrang der Gegenseite sind auch ein paar Gästefans zu finden. Etwa ein Dutzend davon hat sich in Valladolid eingefunden und markiert seinen Bereich mit einer blau-weiß-gestreiften Fahne mit der Aufschrift "Ligallo". Darüberhinaus ist von den Anhängern Zaragozas nicht viel zu bemerken, wenn man mal davon absieht, daß die beiden Treffer der eigenen Mannschaft bejubelt werden. Die Heimfans nehmen mit ihren Transparenten wie "Ultras Violetas" und "Frente Blancyvioleta" auf die Vereinsfarben Bezug, ein kleines Grüppchen, die "Fossa Garrafoni" stehen dabei separiert von den anderen Heimfans auf der offenen Hintertorseite. Lautstarke Mißfallenskundgebungen fallen bei den heimischen Anhängern übrigens nicht auf, allerdings verlassen die Zuschauer nach dem 1:2 in Scharen das Stadion, wobei die zur Schau gestellten Gesichtsausdrücke Bände sprechen - und das ist wohl auch kein Wunder, sieht doch alles danach aus, daß Mannschaft und Anhang von Valladolid harte Zeiten bevorstehen. Die erste Gelegenheit, sich zu rehabilitieren, werden die Kastilier jedenfalls am nächsten Sonntag beim baskischen Flagschiff Athletic im gut 275 Kilometer entfernten Bilbao haben.
Das Estadio José Zorrilla verfügt über zwei doppelstöckige Tribünen an den Längsseiten. Die Gegenseite
ist im Unterrang mit lila Sitzen ausgestattet, die die weiße Aufschrift "Pucela" bilden, ansonsten gibt es blockweise Sitze in eben diesen Vereinsfarben. Hinter beiden Toren gibt es unüberdachte Stehplätze, wobei es auf einer Seite dahinter einen zweiten Rang und oberhalb dessen noch eine recht seltsam anmutende Konstruktion aus drei Etagen von Containern mit Logen gibt. Oberhalb der offenen Tribüne gibt es noch eine Multimediatafel. Die Dachkonstruktion der Längsseiten besteht aus einer auf gelben Stahlrohren ruhenden Deckung, die nach hinten an Betonmasten aufgehängt ist. Das reine Fußballstadion ist mit Strahlern beleuchtet, die einmal an zwei Masten hinter den offenen Kurven angebracht und zum anderen in den Dächern der Längsseiten zu finden sind. Auf der "Especiale", dem Oberrang der Haupttribüne, werden die Zuschauer bei Kälte mit Infrarot-Heizstrahlern aufgewärmt, wie man sie aus Leverkusen oder Eindhoven kennt, und die unterhalb des Daches untergebracht sind. Auffällig sind übrigens auch noch die aus unerfindlichen Gründen blaugefärbten Tornetze des Stadions, das übrigens zumindest für den Individualverkehr recht günstig unmittelbar an der Autobahn Valladolid - Burgos gelegen ist und völlig spanienuntypisch im Umfeld zahlreiche Parkplätze zu bieten hat, die einmal zum Ground selbst gehören und einmal zum direkt gegenüber am Autobahnzubringer gelegenen Einkaufszentrum.
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