Deportivo Walter Ferretti |
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18.11.2012, Estadio Nacional de Fútbol, Primera División de Nicaragua |
Deportivo Walter Ferretti ist ein Fußballverein aus Managua, der Hauptstadt von Nicaragua. Der ungewöhnliche Name des
Clubs, der 1987 als Polizeiclub gegründet wurde, erklärt sich daraus, daß man sich 1988 nach einem auf der Straße nach
León tödlich verunglückten Revolutionär benannt hat. Zweimal konnte Walter Ferretti bislang die nationale Meisterschaft
gewinnen, aktuell ist man erneut im Halbfinale dabei, wobei der Begriff mißverständlich ist, denn es handelt sich
nicht um eine Ausscheidungsrunde, sondern um eine Endrunde der besten vier der Meisterschaft. Die beiden besten dieser
Endrunde treffen sich schließlich im Finale, offiziell ist dann auch von 'Torneo Final' die Rede.
Die heutigen Gäste von Real Estelí benötigen im vierten Spiel dieser Endrunde als Titelverteidiger und
Sieger der Vorrunde unbedingt einen Sieg, denn man liegt bisher hinter dem Managua FC auf einem enttäuschenden
dritten Platz und läuft so Gefahr, das Endspiel gar nicht erst zu erreichen. Deportivo Walter Ferretti geht dagegen
als Tabellenführer in die Partie und hat eine gute Ausgangsposition für das restliche 'Halbfinale',
das ein Dreikampf zwischen den genannten Teams ist, da der Vierte im Bunde - ein weiteres Hauptstadtteam namens
Juventus Managua, bereits gestern gegen den Managua FC verloren hat - und so nach vier von sechs Spielen ohne jeden
Punktgewinn dasteht und sich nicht mehr für das Finale qualfizieren kann.
Die Gäste sind in der Anfangsphase das deutlich aktivere Team und kommen schnell zu kleineren Chancen, die zumeist
durch Unsicherheiten von Heimtorhüter Denis Lapinoza begünstigt werden. Insgesamt ist die Partie allerdings eher
zerfahren, wozu der kleinliche Schiedsrichter einiges beiträgt, der durchgängig gelbe Karten für Allerweltsfouls
verteilt und schließlich Donald Parrales von Walter Ferretti Mitte der ersten Hälfte vom Platz stellt. Danach
verflacht die Partie, und es geht ohne weitere Torchancen in die Pause, aus dem 'der Zug des Nordens' (El tren
del norte), wie Estelí mit Spitznamen heißt , unter neuem Dampf zurückkehrt.
Jetzt kommen die Gäste zu klaren Chancen und scheitern zum Beispiel in der 53. Minute bei einem Schuß von Manuel
Rosas nur am Torpfosten, so daß es hoch verdient ist, als man in der 68. Minute in Führung geht - Samuel Wilson zirkelt
einen Freistoß über die Mauer der Hausherren ins Toreck. Neun Minuten vor Schluß läßt Wilber Sánchez den halbherzig
herauskommenden Lapinoza aussteigen und schiebt dem Ball ins leere Tor, so daß Real Esteli als Sieger vom Platz geht
und jetzt mit einem Punkt Vorsprung die Tabellenführung übernommen hat, während Walter Ferretti die gute Ausgangslage
verspielt hat und sich durch das Torverhältnis noch hinter Mangua FC auf Platz drei wiederfindet.
Die Heimfans haben sich größtenteils im Hintertorbereich aufgebaut, wo es vor dem Spiel eine anscheinend offizielle
Einlage mit einem Sänger und drei Tänzerinnen gibt. Zum Intro präsentiert man zunächst eine Blockfahne, die zwischen
ein paar Bändern in den Vereinsfarben schwarz und rot gezeigt wird, danach gibt es noch Luftballons in eben diesen
Farben, diverse Würfe von Papierrollen und eine größere Menge Rauch - allerdings in gelber Farbe, was eine Durchsage
des Stadionsprechers nach sich zieht, darauf doch bitte zu verzichten. Auf der Längsseite hat sich auch ein kleinerer
Block Esteli-Fans eingefunden, die ihren Bereich so wie auch die Heimfans mit ein paar Zaunfahnen schmücken und immer
einmal wieder mit einer Fahne zugange oder sonstwie in Bewegung sind. Zur Halbzeit wiederholt sich dann noch einmal die
gelbe Rauchaktion bei den Heimfans, und es fehlt auch nicht die entsprechende Ansage das Stadionsprechers als Reaktion
darauf.
Ursprünglich wurde das Estadio Nacional de Futbol, das in Mangua auf dem Gelände der Nationalen Autonomen
Universität Nicaraguas UNAM entstehen sollte, als die modernste Anlage ganz Mittelamerikas geplant, aber schließlich
wurde klar, daß man so etwas finanziell niemals würde stemmen können, so daß jetzt ein eher altmodisches Stadion
entstanden ist, das mit einer Spielfläche mit Kunstrasenbelag und drei ausgebauten Seiten als reines Fußballstadion
daherkommt, allerdings weder Überdachungen noch Sitzplätze zu bieten hat. In den beiden Hintertorbereichen gibt es
eher flache Traversen, dafür ist eine Längsseite mit etwa 60 in den Hang hineingesetzten Stufen mehr als reichlich
ausgebaut - der Anblick erinnert ein wenig an die Südtribüne im Dortmunder Westfalenstadion und wirkt bei einer
Anlage wie hier durchaus etwas kurios. Die verbleibende Längsseite ist ohne Ausbau, wenn man von einem kleinen
VIP-Container absieht, der im mittleren Bereich davon aufgestellt ist. Die Universität hat übrigens einen Teil
der Baukosten von 51 Millionen Cordobas (ca 1,7 Millionen EURO) beigetragen und Untersuchungen unter anderem zu Erdbebensicherheit und Bodenschutz durchgeführt. Wie der Name Estadion Nacional nahelegt, wird die Anlage nicht
nur von Deportivo Walter Ferretti für die Heimspiele genutzt, sondern auch von der Nationalmannschaft Nicaraguas.
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