TuSpo Rengershausen vs. Hessen Kassel 0:13
ca. 400 Zuschauer
TuSpo Rengershausen hat in der Abschlußtabelle der Vorsaison den sechsten Platz in der Bezirksliga Kassel 1 erreicht, so daß man im kommenden Spieljahr an der Kreisoberliga Kassel teilnehmen will, was einen reinen Etikettenwechsel bedeutet, da der hessische Fußallverband an der Ligapyramide unterhalb der Regionalliga zwar prinzipiell so gut wie nichts geändert, aber in fast allen Bereichen neue Namen vergeben hat. Wochen vor dem Ligastart läuft aber bereits der Kreispokalwettbewerb, in dem es heute bereits in die dritte Runde geht. Mit einem Freilos und einem 9:1-Sieg bei B-Ligisten TSV Wilhelmshausen hat man sich ein Spiel gegen den Pokalfavoriten, Titelverteidiger und Regionalligisten KSV Hessen Kassel verdient, der nach verpaßter Qualifikation für die dritte Liga weiter in der - jetzt viertklassigen - Regionalliga spielt und somit drei Spielklassen höher kickt als die heutigen Hausherren.
Daß die Gäste heute nichts anbrennen lassen, wird schnell deutlich, denn man dominiert den Gegner nach Belieben, auch wenn es am Toreschießen zunächst noch hapert. Als nach 12 Minuten Marez Habib für den KSV Hessen das 1:0 mit einem feinen Schlenzer vorbei an Rengerhausens Torhüter erzielt, haben die Gäste bereits zwei klare Torchancen vergeben. Vier Minuten später erhöht man per Kopfball auf 2:0, wobei sich der Schlußmann der Hausherren nicht zum letzten Mal in diesem Spiel als vergleichsweise unbewegliches Ziel erweist. So nimmt das Unheil für Rengershausen seinen Lauf, für das vor allem die zehn Minuten vor der Halbzeit zum Desaster werden, in denen man gleich fünf Treffer hinnehmen muß. 0:9 war der Pausenstand und der Treffer zum 10:0 für Kassel ist dann auch angemessenerweise der schönste der Partie - ein knackiger Volleyschuß von Tornie Tornieporth in der 57. Minute. Leztendlich schaltet der KSV gegen die völlig wehrlosen Gastgeber, die auch keinerlei Einsatz oder Kampfwillen zeigen, früh mehrere Gänge zurück und vergibt weitere klare Chancen, sonst hätte am Ende auch gut eine Zwei in der Zählerstelle des Resultats stehen können.
Unter den 400 Zuschauern düfte mehr als die Hälfte aus Kassel gekommen sein und viele davon zeigen ihre Vereinszugehörigkeit mit Schals oder sonstigen Utensilien der Gäste. Großen Support gibt es zwar nicht, aber es erweist sich als recht interessant, den Einheimischen zuzuhören oder sich am Gespräch zu beteiligen. So erfährt man zum Beispiel, daß der eigentliche Torhüter der TuSpo krank sei und daß das Team zahlreiche neue Spieler verpflichtet habe, von denen eine ganze Reihe noch nicht eingesetzt werden dürfe, was eine Erklärung für die auch angesichts des Klassenunterschieds desaströse Leistung der Hausherren sein könnte. Auch der VfB Süsterfeld - der kommende Gegner von Hessen Kassel - ist vor Ort vertreten und so kann man noch die Info mit nach Hause nehmen, daß die Partie auf der Anlage in Süsterfeld ausgetragen wird, nachdem man noch gestern bei seinem 1:0-Sieg über den GSV Eintracht Baunatal an einen anderen Spielort - die Hessenkampfbahn - hatte ausweichen müssen.
Zur Gemeinde Baunatal gehört auch Rengershausen, also zu der Stadt, die mit ihren 30000 Einwohnern direkt vor den Toren Kassels liegt und die von 1976 bis 1979 mit dem KSV Baunatal einen Vertreter in der 2. Bundesliga hatte. Die Waldsportanlagen bestehen aus mehreren Fußball- und Tennisplätzen, wobei der Hauptplatz, auf dem heute gespielt wird, bei weitem am besten ausgebaut ist. Neben etwas Graswall, der wohl auch als Zuschauerbereich genutzt wird, wenn er nicht so aufgeweicht und schwammig ist wie heute, findet man hier einen Unterstand, der aus zwei übergroßen "Bushaltestellen" besteht, die von einer Sprecherkabine getrennt werden. Der Jugend in Baunatal - oder zumindest in Rengershausen - scheint übrigens die Spraydose recht locker zu sitzen, denn die Tribüne ist mit einigen dritt- bis viertklassigen Grafitti versehen, wie man sie sonst eher von Dorfbahnhöfen kennt. Hinter den beiden Toren gibt es keinen besonderen Ausbau, wobei sich in einem Hintertorbereich der Rasen nur von etwas Baustellenband abgetrennt über einen längeren Bereich fortsetzt und von einigen Maulwurfshügeln aufgelockert wird, so daß man sich fragen könnte, wie man eigentlich derartige Grab-Tätigkeiten der pelzigen Tunnelbauer auf dem Spielfeld unterbindet oder ausbessert. Gegenüber ist der Hintertorbereich mit einer Art Skaterparcours versehen, zu dem u. a. eine Halfpipe gehört, die den Spraykids sinnvollere Beschäftigungsmöglichkeiten gibt oder sie gerade erst anzieht - wer weiß das schon so genau? Die Gegenseite jedenfalls ist ebenerdig begehbar, wobei man von den Kronen der her dicht wachsenden Bäume rudimentär vor Regen geschützt wird, und hier findet man auch den Getränkestand und gleich zwei Stände, an denen man seine Stadionbratwurst erwerben kann.