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Valenciennes FC |
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Französischer Fußballverband F.F.F. Football Professionnel Français kicker.de |
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21.12.2011, Stade du Hainaut, Ligue 1 |
Der FC Valenciennes ist 1913 gegründet worden und trug damals mit Football Club de Valenciennes schon
fast den heutigen Namen, wurde aber ein Jahr später in Union Sportive Valenciennes-Anzin umbenannt.
Die an die Stadt angrenzende Kleinstadt Anzin ist bis heute in Abkürzung und Logo der Nordfranzosen
erhalten geblieben, auch wenn sie inzwischen aus dem Vereinsnamen verschwunden ist. In der Spielzeit 1992/93 war
man an einem der größten Skandale im franzöischen Fußball maßgeblich beteiligt, als sich mehrere
Spieler des Clubs von OM-Präsident Bernard Tapie bestechen ließen und das Spiel gegen Olympique de
Marseille auf Bestellung mit 0:1 verloren. 1996 folgten Konkurs und Neugründung unter dem heutigen
Namen, und es ging bis in die dritte Liga hinab für den VAFC, der auch vorher eher sporadisch in der
Eliteliga vorbeigeschaut hatte. Zwei Aufstiege in Folge brachten Valenciennes 2006 zurück in die
höchste Spielklasse des Landes, wo man aktuell gegen den Abstieg kämpft und heute Olympique Lyonnais
zu Gast hat, das mit zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Montpellier an dritter Stelle steht.
So spielt man einmal mehr um den Titel mit und versucht, nach vier Jahren an die Erfolgsserie
anzuknüpfen, zu deren Auftakt man 2002 hatte zum ersten Mal den Meistertitel erringen können, der danach
sechs Mal in Folge nach Lyon ging, seitdem aber einen Bogen um die Stadt gemacht hat.
Nach der Tabellensituation ist es also Lyon, das als klarer Favorit in die Partie geht, aber man hat
zuletzt in Valenciennes immer wieder Probleme gehabt und von den letzten drei Spielen zwei verloren.
So dürften die Gäste hoffen, daß der Umzug ins neue Stadion auch einen 'Reset' für ihre schlechte
Serie beim heutigen Gegner bedeutet. Tatsächlich ist es der Ex-Serien-Meister, der mit mehr Elan
in die Partie geht und zu ersten Chancen kommt. Allerdings sind die Gegenangriffe der Hausherren
deutlich zielorientierter, und nach etwas mehr als einer halben Stunde heißt es 1:0 für den VAFC, der
freilich auf denkbar glückliche Art in Front geht, als Remi Gomis einen von Foued Kadir geschossenen
Freistoß nicht richtig mit dem Kopf erwischt, der Ball aber so unglücklich gegen das Bein von Lyons
Aly Cissokho trifft, daß er unhaltbar im eigenen Tor einschlägt - auf eine Art und Weise, daß niemand
dem abwanderungswilligen Verteidiger einen Vorwurf machen kann. In der Folge - besonders in der zweiten
Hälfte - ist der VAFC am Drücker, und am Ende kann Olympique Lyonnais froh sein, nicht höher verloren
zu haben, zumal den Hausherren noch ein klarer Foulelfmeter verweigert wird. Insgesamt kann man wohl
sagen, daß es heute der Spieltag von Valenciennes war, das die Abstiegszone nicht nur verläßt, sondern
einen Sprung von sechs Plätzen auf Platz zwölf macht, währende Olympique nicht von den Niederlagen von
Tabellenführer Montpellier und dem 4:4-Remis des zweiten Lille OSC profitieren kann und erst einmal auf
Platz vier ins neue Jahr geht.
Valenciennes galt auf den Support bezogen immer als ein Geheimtipp im französichen Fußball, was allerdings
nach dem Umzug ins neue Stade de Hainault nur noch bedingt gilt. Die aktiven Fans des Clubs, die am alten
Stade Nungesser auf beide Längsseiten verteilt waren und immer wieder das ganze Stadion zum lautstarken
Support animieren konnten, haben ihren Platz jetzt nur auf einer der beiden Längsseiten, wo man zwar
durchgängig anfeuert und mit Fahnen und Doppelhaltern zugange ist, aber es zumindest heute nur in den
Schlußminuten ein- oder zweimal schafft, das Publikum im restlichen Stadion zum Mitmachen zu bewegen - dann
freilich wird es immer noch richtig laut. Allerdings scheinen die Anhänger in den letzten Spielen auch nicht sonderlich
glücklich mit den Darbietungen des Teams gewesen zu sein, denn während der ersten Hälfte werden Transparente
gezeigt, auf denen "Das schlimmste an Niederlagen ist die Weigerung, den Kampf anzunehmen", zu lesen ist.
Eine solche Weigerung kann man den VAFC-Kickern
diesmal sicher nicht vorwerfen, und am Ende ist man dann ja auch offensichtlich zumindest heute mit seinem Team
glücklich und feiert den Jahresabschluß mit einem offiziellen Feuerwerk aus dem Mittelkreis. Eine Handvoll Anhänger
von OL sind auch gekommen und fallen im Gästeblock größtenteils nicht sonderlich auf, wo man teilweise mit freiem
Oberkörper das Spiel verfolgt und sich Mühe gibt, für etwas Support zu sorgen, was aber faktisch schon an
der zahlenmäßigen Schwäche des Gästeanhangs scheitert.
Das Stade de Hainault ist einen Steinwurf von seinem Vorgänger entfernt im Stadtteil Nungesser zu finden, der der
alten Anlage ihren Namen gegeben hat. Das neue Stadion sieht von außen wie eine Mischung aus einem gestrandeten
Wal und einem Zeppelin aus und erinnert von daher an eine deutlich kleinere Version der Münchener Allianz-Arena,
wobei es mit seinen 25000 Plätzen eine deutlich Steigerung der Kapazität gegenüber dem Stade Nungesser bedeutet,
das heute mit seinen 16457 Plätzen knapp ausverkauft gewesen wäre. Von innen handelt es sich um ein reines
Fußballstadion, das komplett doppelstöckig gehalten ist und in den Hintertorbereichen mit Multimediatafeln
daherkommt sowie auf einer Längsseite über einen größeren Pressebereich verfügt. Ein Schmuckkästchen also,
wie es so gerne heißt oder etwas prosaischer ausgedrückt, ein Reißbrett-Stadion, das wenig Charakter vorzuweisen
hat und überall stehen könnte. Die Baukosten der Anlage betrugen 75 Millionen EURO und wurden zwischen dem Gemeindeverband
Valenciennes und der Region Pas-de-Calais aufgeteilt. Während der Bauphase gab es noch einige rechtliche Probleme, denn
das Verwaltungsgreicht Lille hob 2009 die Baugenehmigung für das Stadion auf, als die Arbeiten bereits auf Hochtouren
liefen, was dazu führte, daß die Eröffnung des neuen Stadions, das zunächst nach der Region benannt ist, aber auf einen
Sponsorennamen wartet, auf 2011 verschoben werden mußte. Am 26. Juni dieses Jahres war es dann aber so weit, die
Anlage konnte mit einem Freundschaftsspiel eröffnet werden, bei dem der VAFC dem frischgebackenen Deutschen Meister
Borussia Dortmund vor 22778 Zuschauern mit 0:1 unterlag.
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